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Schumacher heiß auf
Heimspiel Hockenheim

Die Vorbereitung: Fußball-Torjäger und Disjockey

Hockenheim (dpa). Michael Schumacher macht beim Heimrennen die Musik. Vor seinem möglicherweise letzten Auftritt auf dem Hockenheimring sorgte der Formel-1-Rekordweltmeister als Discjockey mächtig für Stimmung. Nur beim Dauer-Reizthema Karriereende schlug der Pop-Fan zurückhaltende Töne an.
Auch am Ball stark: Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.

»Es gibt keinen Grund, über meine Zukunft zu reden. In Monza ist der Zeitpunkt für die Bekanntgabe«, sagte der Ferrari-Pilot drei Tage vor dem Großen Preis von Deutschland an diesem Sonntag.
Schumacher, der sich ansonsten bestens aufgelegt und zuversichtlich für den nächsten Schritt bei der Aufholjagd gegen Titelverteidiger Fernando Alonso präsentierte, leitete mit seinem verbalen Mauern auch das schnelle Ende der offiziellen Pressekonferenz ein. Nach nur zwölf Minuten war das Frage-Antwort- Spiel vorbei, zu dem auch die drei anderen deutschen Fahrer Ralf Schumacher, Nico Rosberg und Nick Heidfeld geladen waren.
Ausdauernder hatte sich Michael Schumacher am Abend zuvor beim »Spiel des Herzens« gezeigt und über 90 Kräfte zehrende Minuten seine Prominentenauswahl angetrieben. »Ich hoffe, dass das ganze Wochenende so schön wird«, sagte der Hobby-Kicker vor dem zwölften Saisonlauf am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Premiere). Nach seinem Traumtor (68. Minute) setzte der 37-Jährige beim anschließenden Elfmeterschießen den Ball mit einem Lupfer über die Latte. Seine Elf gewann dennoch 9:7 (6:6).
»So ein Abend hilft, um die letzten Reserven frei zu bekommen«, sagte der bestens aufgelegte Schumacher vor dem Duell mit dem spanischen Renault-Rivalen. »Statt des Elfmeters hoffe ich nun auf die zehn Punkte im Rennen.« Das Schöne im Gegensatz zum vergangenen Jahr sei, dass »dieses Mal noch alles möglich ist«, betonte Schumacher. »Es sind 17 Punkte und noch sieben Rennen.«
Trotz seiner überzeugenden Erfolge in Indianapolis und Magny-Cours sieht sich der dreimalige Hockenheim-Sieger wegen der zu erwartenden Hitze nicht im Vorteil: »Man kann schnell auch wieder auf der anderen Seite landen.« Dank aerodynamischer Verbesserungen am Ferrari 248 F1 hofft Schumacher beim Heim-Grand-Prix auf den dritten Triumph hintereinander.
Sollte Schumacher dieses Jahr zum achten Mal den WM-Titel holen, wäre dies für ihn kein Grund aufzuhören. »Ich mache meine Entscheidung nicht davon abhängig, ob ich noch mal Meister werde«, sagte er der Wochenzeitung »Die Zeit«. In der Z-Frage »geht es um andere Dinge«, erklärte Schumacher.
Zudem offenbarte der Ausnahmekönner in dem Interview, dass er vor seiner einzigartigen Karriere kein Anhänger der Motorsport- »Königsklasse« gewesen sei: »Nee, überhaupt nicht.« 1989 oder 1990 habe er mal Karten für ein Rennen am Hockenheimring gehabt. »Nach kürzester Zeit wusste ich schon nicht mehr, wer an welcher Stelle fuhr. Außerdem war mir das viel zu laut. Ich bin dann gegangen«, verriet Schumacher. »Ich habe nie geplant, in die Formel 1 zu kommen.« Dazu hätten der Familie die Mittel gefehlt.
Die Entscheidung, wann er sie wieder verlässt, hat der gelassen wirkende Rekordsammler nach eigener Aussage noch nicht gefällt. Zwar denke man manchmal, »dass man das Alter merkt«, sagte der mit 37 Jahren älteste Pilot im PS-Peloton. Doch dann gebe es »auch wieder Momente wie den in Frankreich«, als Schumacher seinen zweiten Sieg nacheinander und den 88. insgesamt einfuhr. Einen solchen »Jungmacher« will Schumacher auch auf dem Hockenheimring genießen.
Zu neuen Spekulationen, die ihn mit BMW in Verbindung bringen, stellte Schumacher nur trocken fest: »Die sollen mir ein Angebot gemacht haben? Davon weiß ich überhaupt nichts. Und eigentlich müsste ich das ja wissen.«

Artikel vom 28.07.2006