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Die Blutvorräte
werden knapp

Das Rote Kreuz sucht Spender

Bielefeld/Hagen (WB/lnw). Urlaubszeit und Sommerhitze lassen in Nordrhein-Westfalen die Blutvorräte knapp werden. »Uns fehlen jeden Tag 400 bis 500 Blutspender«, berichtete der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West, Friedrich-Ernst Düppe, gestern in Hagen.

Offenbar seien in der zweiten Ferienhälfte mehr Menschen verreist, zudem mache die Hitze vielen potenziellen Spendern zu schaffen. »Wir müssen die Bestellungen der Kliniken auf die Hälfte kürzen, um noch Blutkonserven für wirkliche Notfälle zu haben«, sagte Düppe. Täglich werden, wie bereits berichtet, landesweit 3500 Blutspenden benötigt.
Während der Fußball-WM seien Blutspende-Bereitschaft und der Bedarf an Blutkonserven gleichermaßen hoch gewesen, sagte Düppe. Die hohe Nachfrage sei geblieben - aber das Angebot eingebrochen. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz, die der Blutspendedienst mit abdeckt, fehlten täglich weitere 200 Spender. »Inzwischen haben wir auch Anfragen aus anderen Bundesländern, ob wir mit Blutkonserven aushelfen können«, berichtete Düppe. Das müsse man ablehnen, denn der aktuelle Vorrat reiche nicht einmal mehr für einen ganzen Tag aus.
»Blut ist absolute Mangelware im Moment, überall«, beobachtet auch Christiane Antepoth, Ärztin am Institut für Transfusionsmedizin des Dortmunder Klinikums. Zu etwa 60 Prozent erhält die Blutbank der Klinik Blut von eigenen Spendern - von denen derzeit auch weniger kommen. »Wir sind am Limit, können die Patienten so gerade eben versorgen«, sagt Antepoth. Das Verschieben einiger Operationen wegen des Ärztestreiks spare kurzfristig ein paar Blutkonserven, aber die meisten gingen ohnehin an internistische Patienten, etwa Krebskranke, oder würden für Unfallopfer und Notoperationen gebraucht.
Entsprechend habe auch der Ärztestreik an den Universitätskliniken die Nachfrage nach Spenderblut nicht verringert, sagte Düppe. Aber sich am Ende als Bumerang erwiesen: »Nach Streikende haben sie dann besonders losgelegt, um ihre Verluste wieder wettzumachen.« Auch an der Uniklinik Köln wirkt der Ausstand noch nach: »Wegen des Streiks dachten unsere Blutspender, sie bräuchten gar nicht erst zu kommen«, berichtet Professorin Birgit Gathof, Leiterin der Transfusionsmedizin. Dabei habe der klinikeigene Blutspendedienst, der inzwischen gut 90 Prozent des Bedarfs abdeckt, gar nicht gestreikt. »So war unsere Ausgangsposition schlechter als letzten Sommer«, erklärt Gathof.
Normalerweise halte man Blutvorräte für mindestens ein bis zwei Wochen vor - momentan reichten sie gerade noch für ein bis zwei Tage. Bislang habe man deswegen aber noch keine Operation verschieben müssen. Wie sich die Streiks an kommunalen Krankenhäusern auswirkten, lässt sich für DRK-Sprecher Düppe noch nicht absehen. Wie Antepoth und Gathof appellierte auch er an die Bevölkerung, Blut spenden zu gehen. »Bei der Hitze sollte man aber vorher viel trinken.« Spendetermine des DRK können bei der vom Festnetz aus kostenlosen Hotline 0800 1194911 erfragt werden.
www.blutspendedienst-west.de

Artikel vom 27.07.2006