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Das Box-Comeback des Henry Maske

Denkmal wird zum Deppen


»Time to say good bye.« Das war einmal, am 26. November 1996 in der Münchener Olympia-Halle. 2007 sagt Henry Maske »Hello again«. Und alle in der deutschen Boxszene sind entsetzt. Denn gerade beim Gentleman und Wiederbeleber des nationalen Faustfechtens war man sich eigentlich sicher: Der Ex-Weltmeister werde bestimmt nicht umfallen und sich zu Altherren-Auftritten im Seilgeviert hinreißen lassen.
Was die Geschichte so bitter macht, ist auch die Frage nach der Motivation. Häufig sind bei Comebacks finanzielle Gründe ausschlaggebend. Das ist ja noch nachvollziehbar. Aber der Besitzer von vier Hamburger-Restaurants (eines in der BayArena) und Imageträger des größten deutschen Sportartikelherstellers hat das eigentlich nicht nötig. Er ist Millionär. Und das Halbschwergewicht war für einen vernünftigen und nicht für einen extraordinären Lebenswandel bekannt.
Und so gewaltig schwarz ist der Virgil-Hill-Fleck auf seiner weißen Kampfstatistik-Weste nun wahrlich nicht. Das Urteil war umstritten, und hätte Henry vor diesem Fight nicht die Rücktritts-Maske fallen lassen, die Punktzettel hätten im November 1996 anders ausgesehen. Jetzt also noch ein Kampf. Diesmal definitiv der letzte. Fürs Ego. Es kann nur ein peinlicher Auftritt werden.
Dabei war Henry Maske doch ein glanzvoller, weil emotionaler Rücktritt geglückt. Damals machte er sich zum Denkmal, jetzt mutiert er zum Deppen. Oliver Kreth

Artikel vom 26.07.2006