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Per Gepäckträger ins Glück

Margarete und Ernst Rösner feiern heute Goldhochzeit

Ummeln (oh). Ein Dankgottesdienst in der evangelischen Kirche Ummeln steht heute für Margarete (77) und Ernst Rösner (76) am Anfang eines ganz besonderen Tages - den ihrer Goldenen Hochzeit. Und weil beide Familienmenschen sind, haben sich zur anschließenden Feier natürlich auch viele Verwandte angesagt.

Dazu gehören die Söhne Jürgen (49) und Bernd (43) des Goldpaares, sowie die Schwiegertochter, aber auch Geschwister und etliche Cousinen. Da liegt es nur nahe, dass manche Erinnerungen ausgetauscht werden an das vergangene halbe Ehe-Jahrhundert und die Zeit davor - als alles begann.
Es waren die Treffen der Ostdeutschen Jugend, bei denen sich die beiden - die gebürtige Ostpreußin Margarete aus Treuburg und der gebürtige Schlesier Ernst aus der Grafschaft Glatz - begegneten. Die fanden damals, zu Beginn der fünfziger Jahre, in der Gaststätte »Alt Ummeln« (heute »Diembeck«) statt. Wie so viele andere Menschen auch, hatte der Krieg sie aus ihrer Heimat flüchten lassen beziehungsweise vertrieben. Nach Ummeln waren beide eher zufällig und über Umwege gekommen: Weil es in Bielefeld Arbeit gab, beziehungsweise Verwandte hier lebten.
Es kam wie es kommen musste bei solchen Jugend-Treffen. »Ernst war immer schon ein bisschen kräftiger und hat mich dann danach auf seinem Fahrradgepäckträger nach Hause gefahren«, erinnert sich die 76-Jährige schmunzelnd an »Taxi-Dienste«. Zwei Jahre später verlobten sie sich, weitere zwei Jahre danach, am 27. Juli 1956, heirateten sie.
Es war kein einfacher Start. Als 1957 endlich auch Margarete Rösners Mutter mit den jüngsten Geschwistern, die nach dem Krieg in Polen hängen geblieben waren, nach Bielefeld übersiedeln durfte, war zwar die Familie wieder zusammen. Aber neben dem jungen Glück lebten weitere neun Personen in einer nur 62 Quadratmeter großen Wohnung.
Der Wunsch nach mehr Platz ließ Ernst Rösner nicht ruhen: In überwiegender Eigenarbeit baute er in der Frühlingstraße ein Haus, in dem die Eheleute heute noch leben. Es war ihre schönstes Geschenk, als sie kurz vor Weihnachten 1962 dort beziehen konnten.

Artikel vom 27.07.2006