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Korruptionsskandal
zieht größere Kreise

Faurecia-Chef Lévi soll informiert gewesen sein


Frankfurt/München (dpa). Der große französische Autozulieferer Faurecia verstrickt sich immer tiefer in den Bestechungsskandal der deutschen Automobilwirtschaft. Nun sollen sich die Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft auch gegen den Chef Pierre Lévi richten. Nachdem bereits Mitarbeiter des VW-Konzerns und seiner Tochter Audi unter Verdacht geraten sind, Schmiergelder der Franzosen angenommen zu haben, wird der seit einem Jahr schwelende Korruptionsfall bei BMW nun ebenfalls mit Faurecia in Verbindung gebracht.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt schon seit längerem gegen zwei frühere Mitarbeiter von BMW. Einer von ihnen, ein früherer Einkaufsmanager des Autobauers, sei noch immer in Haft, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler in München. »Es ist möglich, dass es zwischen den Ermittlungen bei BMW und unserem Fall Überschneidungen gibt«, erklärte der Frankfurter Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel. In Frankfurt stehen 20 Beschuldigte von Zulieferfirmen und von Autokonzernen im Visier der Justiz.
Nach eines Berichts von »Focus Online« hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren auch gegen Faurecia-Chef Lévi eingeleitet. Lévi soll von den Bestechungen gewusst haben. Er hatte erst am Vortag angekündigt, in der Korruptionsaffäre umfassend mit der deutschen Justiz zusammenzuarbeiten. Faurecia wird vorgeworfen, seit 1998 Schmiergelder in Höhe von 600 000 bis 800 000 Euro jährlich an Mitarbeiter der Einkaufsabteilungen von deutschen Automobilkonzernen gezahlt zu haben.
Bei BMW war der Bestechungsfall vor einem Jahr bekannt geworden, als der ehemalige Einkaufsmanager festgenommen wurde. Er soll Schmiergeld von mehreren Zulieferern angenommen haben - darunter auch Faurecia.

Artikel vom 26.07.2006