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Bauern heizen
Staatsbad ein

Landesverband setzt auf Biogas

Von Maike Stahl
Horn-Bad Meinberg (WB). In unmittelbarer Nachbarschaft der Hornitex-Werke soll am 1. Juli 2007 eine der größten Biogasanlagen in Deutschland an den Start gehen. Initiator ist der Landesverband Lippe, der so die Gasrechnungen des Staatsbades Meinberg um ein Drittel reduzieren will. »Wir erwarten jährliche Einsparungen von 200 000 Euro«, sagt Verbandskämmerer Bernd Tiemann.

»Der Landesverband verfolgt schon seit einigen Jahren das Ziel, auf erneuerbare Energien zu setzen«, berichtet Tiemann. Zunächst sei der Bau einer Holzhackschnitzelanlage für Bad Meinberg geprüft worden, sei aber wegen des Kurbetriebs nicht genehmigungsfähig gewesen. Schließlich sei über den Kontakt zu einem privaten Investor der Bau der Biogasanlage mit einer Feuerungsleistung von acht Megawatt forciert worden. Zurzeit laufen die aufwändigen Genehmigungsverfahren.
Beschickt werden muss die Anlage mit 37 000 Tonnen Maissilage sowie deutlich geringeren Mengen Ganzpflanzensilage und Energiegetreide. Das entspreche zwölf Lastwagen pro Werktag, rechnet Tiemann vor. Da die Anlage in unmittelbarer Nähe von Hornitex gebaut werde, seien logistische Probleme nicht zu befürchten. Auch optisch sei die Anlage, deren zwei 19 Meter hohe Fermenter (Bioreaktoren) allein einen Durchmesser von 18 Meter haben, vor dem erheblich größeren Werk vertretbar.
Um die Rohstoffe für die Anlage liefern zu können, sind laut Tiemann 1200 Hektar Anbaufläche erforderlich. Doch die dürfen wiederum nicht weiter als 20 Kilometer entfernt sein, wenn wirtschaftlich gearbeitet werden soll. »Das können wir sicherstellen, da der Landesverband allein 5000 Hektar landwirtschaftliche Fläche besitzt, die verpachtet ist. Den Bauern können wir damit jetzt attraktive langfristige Verträge anbieten«, sagt Tiemann.
Der Landesverband ist vor allem an der Wärme interessiert, die aus dem Biogas in zwei Blockheizkraftwerken gewonnen werden soll. Damit sollen das Thermal-Mineralbad, das Hotel »Zum Stern«, die Rose-Klinik und alle weiteren Gebäude des Staatsbades beheizt werden. »Gerade weil wir die Wärme nutzen können, wird die Anlage in der Größenordnung für den Investor attraktiv«, erläutert Tiemann. Der Strom werde in das Netz eingespeist.
Für den Verbandskämmerer ist das Projekt auch deshalb interessant, weil der Landesverband nur 110 000 Euro für die Anschlüsse und die Regelungstechnik investieren müsse. Zudem würden 21 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermieden. Tiemannn: »Es gibt viele Faktoren, die die Anlage für uns so interessant machen. Nicht zuletzt bieten wir unseren Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze, wenn wir die Unterhaltungskosten senken können.«

Artikel vom 26.07.2006