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An der Universität geht die Angst um

Anschläge auf Büro und Haus zweier Senatsmitglieder - 5000 Euro Belohnung ausgesetzt

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Universität ist es endgültig leid: Nach Informationen des WESTFALEN-BLATTS geben Rektorat und Staatsanwaltschaft heute eine gemeinsame Erklärung heraus, in der eine Belohnung (5000 Euro) für Hinweise ausgelobt wird, die zur Ergreifung der Randalierer führen.

»Wir haben einfach Angst!«, sagte das neueste Opfer der Täter gestern dem WESTFALEN-BLATT. Das Büro des Senatsmitglieds der sportwissenschaftlichen Fakultät wurde in der Nacht zu Montag mit Rinderkot beschmutzt - die gesamte Einrichtung war mit Fäkalien überzogen.
Das Opfer der Kuhfladen-Attacke bestätigte dem WESTFALEN-BLATT außerdem Informationen zu einem weiteren Fall, der bereits mehr als eine Woche zurückliegt. Dabei soll es sich um eine Attacke mit Farbbeuteln oder mit Dreck oder Schlamm - vielleicht sogar ebenfalls mit Tierfäkalien - auf das Haus eines weiteren Professors handeln, der ebenfalls dem Senat angehört.
Das mit Kot vorübergehend unbenutzbar gemachte Büro gehört zu jenen 500 Räumen, deren Schlösser zuallererst ausgewechselt werden, nachdem die Randalierer am 12. Juli einem Wachmann den Generalschlüssel entrissen hatten. Der Raum ist - außer natürlich mit dem Schlüssel des betroffenen Professors - nur mit besagtem Generalschlüssel zu öffnen. Ein Grund mehr, schnellstens zu handeln, und »wir sind bereits mit Hochdruck an der Arbeit, um weitere Vorfälle dieser Art zu verhindern«, sagte gestern Unipressesprecher Ingo Lohuis.
Der Staatsschutz klammert die Sachbeschädigung am Privathaus des Professors allerdings aus, weil es sich um eine Privatsache handle. Die zuständige Staatsanwältin Christa Hundertmark erklärte, der Staatsschutz kümmere sich lediglich um die Straftaten innerhalb der Uni, die »einen zusammenhängenden Komplex bilden«. »Eine Anzeige über Sachbeschädigung am Privathaus eines Hochschulprofessors liegt nicht auf meinem Schreibtisch.«
Zu diesem »Komplex«, für den nach Polizeiangaben nicht nur Studenten verschiedener Unis, sondern auch »reisende Gewalttäter« verantwortlich sind, gehören mehrere Brandstiftungen auf Toiletten im Unihauptgebäude (UHG), der Raub des Generalschlüssels und die Kuhfladen-Attacke. Aus ermittlungstaktischen Gründen hält sich der Staatsschutz bedeckt.
»Das sind keine Sandkastenspiele - das sind harte Verbrechenstatbestände«, sagte Dirk Butenuth, Leiter des ermittelnden Staatsschutzes, dem WESTFALEN-BLATT. Details? »Kein Kommentar.« Und auch die Hochschule - Rektor Dieter Timmermann weilt bis Anfang August im Urlaub - lässt sich, was ihre Informationspolitik angeht, von Erwägungen zum Schutz ihrer Mitarbeiter leiten. »Wir geben Einzelheiten und den Zeitplan unserer Gegenmaßnahmen nicht preis, weil die Täter das zu ihrem Vorteil nutzen könnten«, erklärt Pressechef Lohuis.

Artikel vom 26.07.2006