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Verirren ist hier ausdrücklich erwünscht

Maislabyrinth auf dem Eckardtsheimer Hof Bentkämper öffnet morgen - 3,5 Kilometer Wege

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Eckardtsheim (WB). Schon Theodor Fontane schrieb über Irrungen und Wirrungen. An ein Maislabyrinth wird er zwar nicht gedacht haben, als der bekannte Roman 1887 erschien. (Ver-)Irrungen und Wirrungen sind knapp 120 Jahre später immer noch ein ganz aktuelles Thema - in diesem Fall auf dem Hof Bentkämper in Eckardtsheim. Denn morgen, Freitag, öffnet sich der Irrgarten wieder für die Öffentlichkeit.

Die ersten, die gestern das Maislabyrinth erkunden durften, waren etwa 100 Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis zwölf Jahren, die sich derzeit an den Ferienspielen der evangelischen Emmaus-Gemeinde in Senne beteiligen. In kleinen Gruppen von acht bis zehn Teilnehmern schickten Leiterin Bettina Stritze und Dorothea Knebel, Jugendreferentin im Bezirk Friedenskirche, die Kinder los. »Die werden gut aussehen, wenn sie wiederkommen«, sagte Petra Bentkämper. »Die Wege sind noch nicht festgetreten, so dass die Erkundungstour eine staubige Angelegenheit wird.« Die Jungen und Mädchen störte es aber nicht.
3,5 Hektar groß ist das Feld an der Straße Im Heidegrund, in das Katharina Bentkämper (19) Wege und Sackgassen gehauen hat. Dabei ging sie nicht nach einem vorgefertigten Plan vor: »Ich habe meine Hacke genommen, bin losgegangen und habe angefangen.« Drei Wochen und etwa 20 Netto-Arbeitsstunden später war ein Wegenetz von etwa 3,5 Kilometern angelegt.
Bereits zum sechsten Mal richtet die Familie Bentkämper in diesem Jahr das Maislabyrinth ein. »Und es sieht jedes Mal anders aus«, erklärt Petra Bentkämper. »Im ersten Jahr haben wir noch mit Markierungen gearbeitet. Jetzt machen wir das nicht mehr, und es ist jedes Mal eine Überraschung, wenn wir das Luftbild sehen.«
Bis zum 17. September ist das Verirren ausdrücklich erlaubt. Zum Abschluss wird der Mais geerntet. »Wenn es weiter so trocken bleibt, ist es schwer, ihn so lange stehen zu lassen«, weiß Petra Bentkämper aus Erfahrung. Tatsächlich hat sie es schon einmal erlebt, dass unmittelbar nach der Labyrinth-Saison der Mähdrescher anrücken musste.
Das Maisfeld ist übrigens nicht ausschließlich dazu da, für Spaß und Spannung zu garantieren. »Vielen Besuchern ist gar nicht bewusst, dass der Mais anschließend tatsächlich geerntet wird und das Winterfutter für unsere Kühe liefert.« Deswegen sei es auch ärgerlich, wenn die »Verirrten« wahllos zahllose Maiskolben abreißen, sich teilweise damit sogar bewerfen. »Der erste Maiskpöben, der gepflückt wird, sieht genau so aus wie der zehnte oder zwanzigste«, sagt Petra Bentkämper. »Keine Sensation also.«
Vier Stationen müssen die »Irrläufer« innerhalb des Labyrinths erreichen, an denen sie einen Stempel erhalten - als Zeichen, dass sie wirklich da waren. Für alle Besucher ist es gleich schwer, das Labyrinth zu »entwirren« - denn der Mais hat eine Höhe von etwa 2,50 Metern, die zu überblicken selbst ein großer Mensch nicht in der Lage ist.
Daneben gilt es, Fragen rund um die Landwirtschaft zu beantworten. »Wir wollen zum Beispiel wissen, wie viel Geld wir von der Molkerei für einen Liter Milch bekommen, oder wie viel Heizöl ein Kubikmeter Brennholz ersetzt«, verrät Petra Bentkämper. Jeweils vier Antwortmöglichkeiten stehen zur Auswahl. »Wir haben es bewusst nicht so einfach gemacht, weil wir mit den Leuten ins Gespräch kommen wollen.« Auch für die eine oder andere Hilfestellung steht die Familie Bentkämper bereit. Am Ende der Saison wird eine Planwagenfahrt verlost.
Das Maislabyrinth an der Straße »Im Heidegrund 20« ist freitags von 20 bis 24 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 15 bis 20 Uhr, für Gruppen außerdem nach Absprache unter Tel. 0 52 05 /7 21 32.

Artikel vom 27.07.2006