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Captain Jack
Sparrow geht
wieder an Bord

»Fluch der Karibik 2«


Wie eine Kanonenkugel aus heiterem Himmel schlug vor drei Jahren der erste Teil von »Fluch der Karibik« bei uns ein. Allein in Deutschland wollten knapp sechs Millionen Zuschauer den hochgerüsteten Piratenfilm sehen, der ohne viel Tiefgang in gut zwei Stunden sein Ziel erreichte: perfekte Unterhaltung ohne Widerhaken, aber mit vielen Enterhaken. Einen ähnlichen Erfolg strebt nun die Fortsetzung »Fluch der Karibik 2« an.
Produzent Jerry Bruckheimer (»Pearl Harbor«) hatte mit dem Einstiegsfilm der Trilogie auf das richtige Schiff gesetzt. Statt mit wehenden Fahnen unterzugehen - wie viele dachten - gelang es dem Blockbuster-Spezialisten, einen dicken Fisch an Land zu ziehen.
Natürlich lockte der nächste Fang, und die Hollywood-Freibeuter aus den Disney-Studios konnten bereits über ihren neuen Coup jubeln: »Pirates of the Carribean - Fluch der Karibik 2« spielte allein in den USA an den ersten zwei Wochenenden knapp 260 Millionen Dollar ein. Fischzug geglückt: Auch die hochkarätig besetzte Fortsetzung in der Regie von Gore Verbinski macht einen Heidenspaß, glänzt mit permanenter Action, einem annehmbaren Drehbuch, enormen Schauwerten und kommt mit 150 Minuten lediglich etwas zu lang daher.
Ahoi Kameraden, Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp ist wieder an Bord. Zwar liegt der krumme Hund am Anfang noch im Sarg, aber dann geht die Post ab. Das immer etwas beschwipste Stehaufmännchen macht sich auf die Jagd nach einem ominösen Schlüssel für eine Schatzkiste, mit dem es Macht über Davy Jones, den untoten Kapitän der Zombie- Fregatte »Fliegender Holländer« erringt.
Depp gibt dem Affen wieder richtig Zucker. Mit blitzenden Goldzähnen und wehenden Rasta-Locken schwankt dieser clowneske Haudegen über die Planken und kämpft sich durch einen wahnwitzigen Plot, der haargenau auf ihn zugeschnitten ist. Er habe den schrägen Sparrow in der Fortsetzung und auch im geplanten dritten Teil unbedingt spielen wollen, »weil das einfach so viel Spaß macht«, sagte Depp bei der Europa-Premiere in London. Für die Rolle sehe er noch eine große Zukunft, denn er habe längst noch nicht alles ausschöpfen können, was die Figur biete. »Ich meine, wenn man möchte, dass ich auch noch eine siebte Fortsetzung mache - warum nicht?«
Bei so viel Entschlossenheit hat das schmucke Liebespärchen Elisabeth (Keira Knightley) und Will (Orlando Bloom) bisweilen das Nachsehen. Immerhin kommt die Romantik nicht zu kurz, obwohl Sparrow liebend gerne wieder einmal die hübsche Elisabeth erobern würde. Aber diese Frau segelt nur mit ihrem braven Will in den Hafen der Ehe.
Ein Film wie eine Achterbahnfahrt - und für die Extraportion Horror und Spaß sorgen diesmal die gruseligen Gesellen auf dem »Fliegenden Holländer«. Hier haben die Maskenbildner ganze Arbeit geleistet. Die Burschen sind halb Meeresgetier, halb Mensch, der Chef-Zombie (Bill Nighy) kommt als riesiger Tintenfisch mit Tentakeln statt Haaren daher. Wenn er nachts an seiner Orgel sitzt und seine schleimigen Fühler in die Tasten greifen, ist das nur noch komisch.
Als letzte Waffe bietet dieser Fürst der Finsternis einen Riesenkraken auf, der gegen Sparrows Piratenschiff wütet. Ein wenig wie ein Krake funktioniert auch dieser Film: Er umgarnt den Zuschauer, man sitzt in der Falle und hat Spaß.

Artikel vom 27.07.2006