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»Dieses Geschäft war unser Lebensinhalt«

Ruhestand: Klaus und Margret Schneider geben zum Jahresende ihre Modefirma auf

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Mit 65 Jahren muss Schluss sein«, sagt Klaus Schneider. Zum Jahresende verliert Bielefeld nicht nur einen Herrenausstatter, sondern eine Institution, viele Stammkunden ihre vertraute Einkaufsadresse in der Friedrich-Ebert-Straße. Klaus und Margret Schneider gehen in Ruhestand, eine externe Nachfolgeregelung war nicht möglich.

»Dieses Geschäft ist unser Herzblut«, sagen die Schneiders, die den exklusiven Laden auf zwei Etagen seit 1993 in Eigenregie führen. Nach Bielefeld gekommen war der gebürtige Berliner, der in Hannover aufwuchs und lernte, bereits 1968. Damals kam er zu Hans-Georg Lösekann, der mit André-Moden und der Mode-Tenne in der Bahnhofstraße gerade ein für Bielefeld außergewöhnliches Modekapitel aufgeschlagen hatte. Schneider übernahm Führungsaufgaben, wechselte von Filialen ins Hauptgeschäft Friedrich-Ebert-Straße. Beim Verkauf der Herrensparte 1988 ging Schneider mit zu Jansen, übernahm nach dessen Konkurs 1993 selbst.
»Viele Stammkunden schätzen das Geschäft, auch wenn sich das Umfeld längst verändert hat«, erzählt Schneider. Einige langjährige inhabergeführte Geschäfte sind gegenüber der alten Post verblieben. Eine intakte Nachbarschaft, sagt Schneider. Gerade Verbände und die Kommune, klagt der Kaufmann, hätten es den Unternehmern außerhalb von Altstadt und Bahnhofstraße nicht immer leicht gemacht, sie manchmal einfach vergessen.
Auf 250 Quadratmetern verkaufen die Schneiders mit insgesamt zehn Mitarbeitern hochwertige Damenkonfektion und Herrenausstattung von Boss bis Lagerfeld. Mehr als 80 Prozent sind Stammkunden, sagt der Chef. Und seine Frau ergänzt: »Mein Mann kennt die Kleiderschränke der Kunden genau, kennt den Geschmack und weiß, was zum Stil passt.« Bis zum 31. Dezember können die Herren der Schöpfung diesen Service noch genießen. Dann wird die Ladentür endgültig abgeschlossen. Ein Nachmieter ist in Aussicht. Es soll eine textile Nachfolge geben, wenn auch keinen Ausstatter mehr.
Klaus und Margret Schneider wollen sich künftig an den neuen Lebensabschnitt des Ruhestands gewöhnen. Keine leichte Sache. Bislang mussten Haus und Garten immer warten, gehörte bis auf Kurzurlaube jeder Tag dem Geschäft. Margret Schneider: »Es wird kein leichter Abschied.«

Artikel vom 25.07.2006