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Der Vorsitzende des »Fördervereins Gymnasium Geseke«, Turan Devrim (Mitte), stellte gestern gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Emin Özel (l.) und Halit Karaca das Projekt vor.

Schloss Eringerfeld wird wieder Gymnasium

Trägerverein will insbesondere türkische Schüler zum Abitur führen - Schulstart im August

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Eringerfeld (WV). Zum Schuljahresbeginn 2006/07 eröffnet der Verein »Regenbogen-Bildungswerkstatt« Paderborn in Schloss Eringerfeld ein privates Gymnasium mit Internat. Ein Großteil der Schüler kommt aus türkischen Elternhäusern.

»Der Anteil türkischer Abiturienten liegt in Deutschland unter fünf Prozent. Das gibt das Verhältnis nicht richtig wieder«, begründet Vorstandsmitglied Emin Özel die Initiative des Vereins zur Gründung eines Gymnasiums, das sich besonders um die Förderung türkischer Jugendlicher bemühen soll. Es gebe die unterschiedlichsten Probleme, wenn türkische Eltern ihre Kinder auf weiterführende Schulen schicken wollten. Vor allem die Gymnasien im Kreis Paderborn seien sehr restriktiv, wenn es um die Aufnahme türkischer Kinder gehe.
Mit speziellen Förderprogrammen will das erst gestern vom Regierungspräsidenten in Arnsberg genehmigte Gymnasium vor allem sprachliche Defizite ausgleichen. So seien Förderkurse in Deutsch und Englisch vorgesehen, erläutert Turan Devrim als Vorsitzender des »Fördervereins Gymnasium Geseke«, der das Schulgebäude erworben hat. Der Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern soll durchweg in Englisch erteilt werden, um die Schüler für den späteren beruflichen Wettbewerb fit zu machen.
Die Schule könne im August mit 140 bis 150 vorangemeldeten Schülern in den Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 beginnen und sei künftig auf eine Dreizügigkeit ausgelegt, sagte Devrim gestern bei der Vorstellung des Projekts im Schloss. Der Einzugsbereich der Schule sei nicht beschränkt, jedoch komme der Großteil der angemeldeten Schüler aus Ostwestfalen und dem Ruhrgebiet. Angeschlossen ist der Schule ein Internat, jedoch würden auch externe Schüler aufgenommen, die dann täglich zwischen Eringerfeld und ihrem Wohnort pendeln müssten.
Der Verein »Regenbogen« als Träger der Schule hat bislang neun hauptamtliche Lehrkräfte eingestellt und beschäftigt zusätzlich 15 bis 20 Honorarkräfte für den freiwilligen Förderunterricht - zumeist Lehramtsanwärter und Studenten. Schulleiter ist Dr. Michael Pleister. Für die Unterbringung im Internat müssen die Eltern der Gymnasiasten etwa 5000 Euro im Jahr aufbringen, der Schulunterricht ist kostenlos.
»Die Stadt Geseke würde es begrüßen, wenn am alten Schulstandort Eringerfeld wieder dauerhaft eine Einrichtung bestehen würde«, meinte gestern der Stellvertreter des Bürgermeisters, Hermann Schumacher. Eine Konkurrenz für das Städtische Gymnasium in Geseke befürchte man nicht - im Gegenteil: »Unser Gymnasium platzt mit 1300 Schülern aus allen Nähten.«
Vor eineinhalb Jahren hatte in Schloss Eringerfeld ein privates Gymnasium für hochbegabte Schüler (»Talenta«) aus finanziellen Gründen schließen müssen. Bis 1987 bestand hier das mit 1200 Schülern größte Schul-Internat in Deutschland.

Artikel vom 26.07.2006