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Bielefeld fehlt die Dynamik

Nur Platz 37 im Städtevergleich der Wirtschaftsforscher

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Wenn es um die Wirtschaftskraft geht, liegt Bielefeld unter den 50 größten deutschen Städten nur auf dem 37. Platz.

»Bielefeld fehlt es an Dynamik«, sagte gestern Iris Richter von der IW Consult GmbH dieser Zeitung. Die Datensammler des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) in Köln haben zusammen mit der Zeitschrift »Wirtschaftswoche« und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) den Ist-Zustand 2005 und die Entwicklung im Zeitraum 2000 bis 2005 untersucht und daraus Ranglisten erstellt. Demnach landete Bielefeld auf Platz 28 beziehungsweise 45, insgesamt also auf Rang 37.
Anhand von Kriterien wie Arbeitsmarkt, durchschnittliches Einkommen, Produktivität, Investitionsquote und Zahl der ALG-II-Empfänger wollten die Forscher herausfinden, wo der Wohlstand am größten ist und welche Stadt die höchste Wirtschaftsdynamik aufweist. Bielefeld falle zum einen durch eine schlechte Ausbildungsplatzsituation auf: Auf 100 Bewerber kämen nur 89,6 Angebote und nicht 96,7 wie im Durchschnitt. Mit einem Anteil von 9,6 Prozent an allen sozialsversicherungspflichtig Beschäftigten liege die Stadt bei den Hochqualifizierten (FH- und Universitätsabschluss) unter dem Mittelwert von 11,6. Gleiches gelte für das Arbeitseinkommen je Einwohner (11202 Euro), die Arbeitslosenquote (16,6 Prozent), das Brutto-Inlandsprodukt pro Einwohner (29020 Euro) und die niedrige Investitionsquote von 2,7 Prozent.
Außerdem werden nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft in Bielefeld nur unwesentlich mehr Gewerbe an- als abgemeldet, so dass positive Dynamik ausbleibt. Immerhin wird Ostwestfalens Hauptstadt für den Schuldenabbau je Einwohner um 751 Euro seit dem Jahr 2000, den Bevölkerungszuwachs von 1,9 Prozent, die mit 32,8 Prozent hohe Beschäftigungsquote von Menschen im Alter ab 55 und die allgemein gute Versorgung mit Jobs gelobt. Demnach sind 58,6 Prozent aller erwerbsfähigen Bielefelder sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt.
Bielefelds Stadtväter können sich von ihren Kollegen in Münster einiges abschauen, denn die Domstadt kam auf Platz 8. Das ebenfalls nicht weit entfernte Kassel taugt dagegen angesichts eines miesen 45. Ranges nicht als Vorbild. Beim Städteranking belegten München, Frankfurt am Main und Stuttgart die ersten drei Plätze, Gelsenkirchen und Rostock landeten am Ende. Der Osten macht Boden gut. Dresden habe sich als dynamischste Großstadt herausgestellt, so Iris Richter.

Artikel vom 25.07.2006