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»Modell T« vor Umbau

Ludwig und Kummer droht angeblich die Entlassung

Paris (dpa). Einen Tag nach der Tour de France haben sich die Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Umbau des von der Doping-Affäre um Jan Ullrich erschütterten Teams T-Mobile verdichtet.

Nach einem Bericht der »Bild«-Zeitung will das Bonner Mobilfunkunternehmen Team-Chef Olaf Ludwig und den sportlichen Direktor Mario Kummer entlassen. Eine Stellungnahme von T-Mobile war gestern zunächst nicht zu erhalten.
Die französische Sportzeitung »L'Equipe« hatte gemeldet, Ludwig und Kummer sollen von dem Trainer der T-Mobile-Frauenmannschaft Bob Stapleton und dem früheren Radprofi und ZDF-Kommentator Rolf Aldag ersetzt werden. Schon während der Tour war Kritik an der sportlichen Leitung laut geworden. Der Weltmeister im Einzelzeitfahren, Michael Rogers, hatte bemängelt, dass es für die Alpenetappen keine Teamtaktik gegeben habe.
Der für die Tour zuständige ZDF-Teamchef Peter Kathmann sagte gestern, Aldag habe dem Sender von Gesprächen mit T-Mobile über die geplante Zusammenarbeit berichtet, es gebe aber kein konkretes Angebot. Das ZDF wolle Aldag »mindestes noch die nächsten zwei, drei Jahren« halten.
Ein T-Mobile-Sprecher hatte bestätigt, dass Stapleton enger an Teamleiter Ludwig gebunden werden solle. »Über alles wird gesprochen«, betonte Team-Sprecher Christian Frommert. Mit dem Skandal um das spanische Doping-Netzwerk und der Suspendierung und Kündigung von Ullrich hatte T-Mobile eine »grundlegende Prüfung« aller Strukturen und Personen in der Mannschaft angekündigt.
Beim gestrigen Empfang der Magenta-Mannschaft in Bonn waren - anders als in den Vorjahren - lediglich ein paar hundert Menschen anwesend. Auch TV-Fans hat die Tour verloren. Das bestätigen die Zahlen der Fernsehsender. ARD und ZDF, die sich bei der Übertragung abwechselten, vermeldeten pro Sendetag mehr als eine Million weniger Zuschauer als im Vorjahr. Statt 2,91 Millionen in 2005 schauten vor deutschen Bildschirmen in diesem Jahr durchschnittlich nur 1,81 Millionen Menschen zu.
Die Team-Chefs der 20 ProTour-Mannschaften haben zum Abschluss der 93. Tour de France eine Verschärfung des intern geltenden Ethik-Codes beschlossen. Demnach sollen Fahrer, die begründet des Dopings verdächtigt oder gegen die deshalb juristisch ermittelt wird, in Zukunft für maximal vier Jahre nicht mehr in ProTour-Mannschaften fahren dürfen. Die Vereinbarung wurde aber nur mündlich beschlossen. Davon betroffen wären die als Tour-Favoriten gehandelten Jan Ullrich und Ivan Basso, die kurz vor dem Start ausgeschlossen worden waren.

Artikel vom 25.07.2006