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Gerhard Uhlenbruck

»Gesundheit ist die Summe aller Krankheiten, die man nicht hat.«

Leitartikel
Wohlfahrtssysteme wanken

Wenn Ämter
ihr Geld selber
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Von Rolf Dressler
Wie lange das Gezerre um Re- formen und Reförmchen eigentlich schon anhält hier in der Reparaturwerkstatt Deutschland - wohl dem, der das noch mit Bestimmtheit sagen könnte.
Zum x-ten Male kocht jetzt neuerlich der Widerstreit speziell auf dem Dauer-Gefechtsfeld Gesundheit hoch. Wiederum wird der Schwarze Peter in den Reihen der großen schwarz-roten Koalition hin- und hergeschoben, dass selbst der langmütigste unter uns genervten Bürgern es kaum mehr mitansehen, geschweige denn, mit- anhören kann.
Wie gehabt sind natürlich die jeweils anderen schuld daran, dass der Reformmotor stottert. Das ist bequem und lenkt ab von den wahren Hauptgründen für die Talfahrt der staatlichen Unterstützungssysteme - und von deren kardinalen organisatorischen und verteilungspolitischen Webfehlern.
Denn eines vor allem gibt die Politik bis heute nicht offen und ehrlich zu: dass keine Volkswirtschaft der Welt, und sei sie auch hyperproduktiv, außer der eigenen Bevölkerung zugleich auch noch abermillionen Null-Beitrag-Zahler auf Dauer derartig alimentieren und gar vollversorgen kann.
Wer das Gegenteil behauptet, was nahezu alle Verantwortungsträger nun schon seit einer kleinen Ewigkeit tun, der fährt den Staatskarren schließlich vor die Wand. Sofern das vorsätzlich geschieht, müssten die Betreffenden dafür im Normalfall persönlich haftbar gemacht werden. Das allerdings ist und bleibt wohl auch fortan nur schöne Utopie.
Gleiches gilt leider für zwei wei- tere Kerngründe der ungesund krassen Schieflage unseres Gesundheitswesens:
- Während anderwärts (zumeist sehr zu Recht) der aufgeklärt mündige Bürger und selbstbestimmte Verbraucher beschworen und Transparenz verlangt wird, tappen Patienten noch immer weitgehend im dunkeln, was ärztliche Leistungen und Medikamente sie ganz konkret kosten.
- Und zum zweiten, Markt-Mysterium und gewaltige Kostentreiberei zugleich: Zahllose Arzneien aus deutscher Produktion, die im Ausland für einen Bruchteil zu haben sind, kosten hierzulande oft wahre Schreckenspreise.
Beispiel: Für 30 Pillen des Medikaments »Provigil« muss man in Deutschland rund 75 Euro berappen, jenseits unserer Grenzen hingegen sind sie für die Hälfte oder ein Drittel zu haben.
Auf beiden Schlüsselfeldern aber ist durchgreifende Änderung nicht in Sicht. Also müssen die Patienten auch fortan kräftig überteuerte Arzneien schlucken - und immer höhere Versicherungsbeiträge.
Und die Krankenkassen? Sie sind zumeist zwar mächtig sauer auf die Politik, schlucken aber trotzdem deren Schlingerkurs, weil auch dafür, wie praktisch, letzten Ende ja doch stets wieder die Versicherten bluten.
Apropos! Könnten, nein, sollten Sozialämter, Hartz-IV-Zahlstellen, Krankenkassen etc. »ihr« Hunderte-Milliarden-Geld nicht überhaupt gleich selber drucken?
Das wäre mal eine Reform-Idee!

Artikel vom 25.07.2006