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Das Sommerdreieck hat jetzt die höchste Position inne

Der Westhimmel präsentiert noch Frühlingsvertreter, während am Osthimmel der herbstliche Pegasus aufkommt

Von Reinhard Wiechoczek
Bielefeld (WB). Vom tief südlich stehenden Schützen erhebt sich die Milchstraße in einem weiten Bogen über Adler und Schwan fast in Zenitnähe und steigt über Cepheus, Cassiopeia und Perseus bis zum Nordhorizont ab, wo Capella im Fuhrmann zirkumpolar in unseren Breiten nie untergeht.

Bekanntlich besitzt unsere Spiralgalaxis in der Kantenansicht einen diskusförmigen Umriss, so dass wir als Mitglied im schmaleren Diskusteil, die Diskuseben als jenes bekannte Milchstraßenband in Wirklichkeit mit ungezählten Einzelsternen am Himmel wahrnehmen, während beim Blick aus der Ebene nach »oben« oder »unten« die Sternendichte nachlässt.
Die höchste Sternenkonzentration ergibt sich zum Milchstraßenzentrum hin, welches sich für uns hinter der Sternenfülle des Sternbilds Schütze verbirgt. Nicht nur Sterne, sondern eine Vielzahl interstellarer dunkler und leuchtender (Gas-)Wolken zeigen sich dem geduldigen Beobachter schon in kleinen Fernrohren, beeindruckender natürlich in aufwändigerer Optikausrüstung. In der Sternkarte sind die faszinierenden Objekte M20 (Trifidnebel), M8 (Lagunennebel) und der nicht so sensationelle offene Sternhaufen M21 markiert. Das Licht von ihnen benötigt zu uns etwa 5000 Jahre.
Das Sommerdreieck, aus Deneb, Wega und Atair konstruiert, hat jetzt die höchste Position inne, der Westhimmel präsentiert mit Bootes und Hercules noch Frühlingsvertreter, während am Osthimmel der herbstliche Pegasus aufkommt und die Andromeda mit dem berühmten Nebel M31 nach sich zieht. Die Sonne durchquert bis zum 11.8. den Krebs und wechselt um 1.00 Uhr in den Löwen. Der Mond schmückt am 2.8. im Ersten Viertel (10.46 Uhr) die Jungfrau, der Vollmond residiert im Steinbock am 9.8. (12.54 Uhr). Letztes Viertel ist am 16.8. um 3.51 Uhr im Stier, am 23.8. leistet der Neumond (21.10 Uhr) der Sonne Gesellschaft im Löwen und am Monatsletzten, genauer gesagt schon am 1.9. um 0.56 Uhr zeigt sich wieder das Erste Viertel, diesmal in der Waage.
Während sich der -1.9m helle Jupiter in der Waage immer zeitiger vom Abendhimmel verabschiedet, steht Saturn bereits am 7.8. mit der Sonne im Sternbild Krebs in Konjunktion. Venus in den Zwillingen hält mit -3.9m ihre Stellung als Morgenstern.
Der August gilt als Sternschnuppen-Monat; besonders vom 10. bis zum 14.8. strömen scheinbar aus dem Sternbild Perseus die sogenannten Perseiden, Materieteilchen, die vom Kometen 109P/Swift-Tuttle stammen und mit 60 km pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen. Wir sehen jedoch nicht das Glühen der zumeist winzigen Körnchen, sondern die Ionisationsspur, das heißt, die Luftatome werden zum Leuchten angeregt, ähnlich in Leuchtstoffröhren, wo schnelle Elektronen ein Gas (etwa Neon) leuchten lassen.
Das Perseiden-Maximum liegt in der Nacht vom 12. auf den 13. August mit optimaler Beobachtungsmöglichkeit zwischen 22.00 und 4.00 Uhr. Zwar ist der Ausstrahlungspunkt scheinbar im Perseus, die Leuchtspuren erfassen jedoch in verschiedenen Richtungen den gesamten Himmel! Zwischen dem 3. und 25. August sind auch die Kappa-Cygniden aktiv. Sie kommen mit 25 km pro Sekunde wesentlich langsamer und wenig ergiebig mit bescheidenem Maximum um den 18. August.

Artikel vom 29.07.2006