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Konfliktherd seit 40 Jahren

Kämpfe um den Süden Libanons

Hamburg (dpa). Der Süden Libanons ist ein Konfliktherd seit Ende der 60er Jahre.

Damals hatte die libanesische Regierung palästinensischen Flüchtlingen nach dem Fünf-Tage-Krieg von 1967 eine Zufluchtsstätte an ihrer Grenze zu Israel eingeräumt. Von dort starteten Guerillaorganisationen bis Ende der 90er Jahre immer wieder Angriffe auf Israel, die mit massiven Vergeltungsschlägen beantwortet wurden. Von Mitte der 80er Jahre an stieg im Südlibanon auch der Einfluss der schnell wachsenden schiitischen Bevölkerungsgruppe. Seitdem gingen die Attacken vor allem von der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz Hisbollah aus.
Die Auseinandersetzungen fanden 1978 einen vorläufigen Höhepunkt, als Israel in der »Operation Litani« - benannt nach dem Fluss Litani - im Südlibanon einmarschierte und das Gebiet drei Monate besetzt hielt. Zuvor hatte ein palästinensisches Terrorkommando bei Anschlägen auf Reisebusse 38 Israelis getötet. Nach dem Abzug Israels im selben Jahr beschloss der UN-Sicherheitsrat die Aufstellung einer Friedenstruppe im Südlibanon, die Unifil (United Nations Interim Force in Lebanon).
Im Libanon-Krieg 1982 drangen israelische Truppen bis Beirut vor. Nach dem Truppenabzug 1985 beanspruchte Israel eine etwa zehn Kilometer breite Sicherheitszone im Südlibanon. Sie wurde hauptsächlich von der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) kontrolliert. Schon im Mai 1988 rückten in der »Operation Ruhe und Ordnung« wieder etwa 2000 israelische Soldaten für 48 Stunden in den Südlibanon vor, um nördlich der Sicherheitszone nach Terroristen zu suchen. Dabei kamen mindestens 40 Kämpfer der pro-iranischen Hisbollah und drei israelische Soldaten ums Leben.
Nach kleineren Zwischenfällen begann Israel im Juli 1993 die »Operation Abrechnung« mit Luftangriffen auf Dörfer im Südlibanon, nachdem nordisraelische Ortschaften mit Katjuscha-Raketen beschossen worden waren. Der Beschuss löste eine Flüchtlingswelle aus und kostete 120 Libanesen und drei Israelis das Leben. Nach Raketenangriffen der Hisbollah auf Nordisrael zerstörten israelische Kampfhubschrauber im April 1996 in der »Operation Früchte des Zorns« das mutmaßliche Zentrum der Hisbollah in Beirut.
1998 stimmten dann die für Sicherheit zuständigen Minister des israelischen Kabinetts der UN-Sicherheitsratsresolution 425 zu, die den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon forderte. Am 24. Mai 2000 zog sich Israel binnen zwei Tagen von dort zurück. Auch die mit Israel verbündete Südlibanesische Armee gab alle ihre Positionen auf, die Hisbollah-Miliz rückte dafür nach.
Schon am 7. Oktober des selben Jahres entführte die Hisbollah im Grenzgebiet drei israelische Soldaten. Auf deutsche Vermittlung hin kam es am 19. August 2003 zum Austausch der im Jahr 2000 entführten Israelis gegen ranghohe Hisbollah-Mitglieder.

Artikel vom 24.07.2006