24.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Höhere Mehrwertsteuer wirkt schon

Handel will dreiprozentigen Aufschlag lange vor dem Jahreswechsel einrechnen

Hamburg/Düsseldorf (dpa). Der Handel zieht nach einem Bericht der »Welt am Sonntag« die Erhöhung der Mehrwertsteuer vor und setzt bereits jetzt die Preise für viele Waren hoch.

»Überall im Handel wird das Problem gewälzt, wie man die Steuererhöhung bereits heute einkalkuliert«, sagte Klaus Wübbenhorst, Chef der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), dem Blatt. »Man wird nicht bis Ende des Jahres warten: Viele Preisanpassungen werden nach meiner Einschätzung bis September 2006 umgesetzt sein.« Die Mehrwertsteuer steigt zum 1. Jaunar um drei Prozentpunkte.
So werde in Drogerien schon eifrig umetikettiert. »Wir haben unseren Mitgliedern geraten, vor allem die Preise der Waren mit einer niedrigen Umschlagsgeschwindigkeit schon jetzt zu erhöhen«, sagte Michael Bastian, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Drogisten. »Ich erwarte, dass es vom 1. September an Aufschläge geben wird.«
Handelsexperte Andrew Thorndike von der Unternehmensberatung Accenture sagte dem Blatt, das Fenster für Preiserhöhungen sei nur von Juli bis September geöffnet. »Danach wird es kaum noch jemand wagen.« Nur noch verdeckte Preiserhöhungen, wie in der Zigarettenindustrie typisch, seien dann noch wahrscheinlich: »Der Preis bleibt gleich, aber der Kunde bekommt weniger Inhalt.«
Nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) planten 38 Prozent von knapp 2000 befragten Unternehmen, die Preise noch 2006 heraufzusetzen, fünf Prozent rechneten sogar damit, die Preisschraube »sehr stark« nach oben anzuziehen.
Nur einige wenige Unternehmen wollten dem Bericht zufolge auf Preiserhöhungen verzichten. »Wir werden die Steuererhöhung nicht weitergeben«, sagt etwa Michael Otto, Chef des Otto-Versandhandels. Die Modekette C&A verspricht, die höheren Sätze voraussichtlich nicht auf die Kunden abzuwälzen, ebenso wie KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff: »Die Verbraucher sind durch ständig steigende Abgaben erheblich belastet«, sagte er der »Welt am Sonntag«. Er wolle zunächst auf seine Zulieferer einwirken, dass sie einen Teil der Preiserhöhungen übernehmen.

Artikel vom 24.07.2006