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Bielefeld sprüht nur
so vor Energie

Auf den Spuren der Stadtwerke-Geschichte

Von Maren Waltemode
Bielefeld (WB). Das Wasser aus dem Wasserhahn, der Strom aus der Steckdose und die Fahrt mit der Straßenbahn - mit den Stadtwerken kommt jeder Bielefelder Bürger täglich in Berührung. Doch wie entstand eigentlich die Bielefelder Energieversorgung? Joachim Wibbing, Historiker und Archivar bei den Stadtwerken und sein Kollege Andreas Bootz führten gestern auf einem historischen Stadtspaziergang zu den Stationen der Bielefelder Energieversorgung.

Am Alten Rathaus begann Joachim Wibbing seinen Energie-Spaziergang. Er versorgte die 40 Teilnehmer mit detailreichen Informationen. 1856 entstand das erste Gaswerk an der Herforder Straße, direkt neben der heutigen Stadtbibliothek. 120 Gasflammen versorgten Bielefelds Straßen mit Licht, weitere 800 Gaslampen spendeten Licht in den Haushalten
1900 wurde mit der Elektrizitätsproduktion begonnen, wodurch 1900 die erste elektrische Straßenbahn, die Linie Eins von Schildesche nach Brackwede, ihren Betrieb aufnehmen konnte. Auf dem Alten Markt, wo gestern viele Bielefelder den Sonnentag genossen, ratterte vor hundert Jahren die »Tram«. Joachim Wibbing lieferte nicht nur trockene Zahlen, sondern erzählte kleine Anekdoten. Zum Beispiel die vom »Hutnadelkrieg« von 1912. In diesem Jahr wurden ungewöhnlich viele Verletzungen gemeldet, die sich Fahrgäste in den Stadtbahnen durch Hutnadeln zugezogen hatten. Schaffner verkauften nach den Vorfällen 3000 Hülsen zur Sicherung der Nadeln.
Bis die Bielefelder einfach nur den Wasserhahn aufdrehen mussten, um an das kühle Nass zu gelangen, verging eine lange Zeit. Durch den Bevölkerungsanstieg im Zuge der Industrialisierung hatte man 1880 die Idee, in der Senne Wasser zu gewinnen, da es dort gutes Grundwasser gab, erklärte der Historiker Joachim Wibbing. Von der Senne floss das Wasser über Versorgungsleitungen nach Bielefeld, weitere Wasserwerke entstanden in den folgenden Jahren. Von 1977 an begann die Wasserförderung aus Tiefbrunnen in der Senne. Heute wird Bielefeld zu Spitzenzeiten wie jetzt im Hochsommer mit bis zu 65 000 Kubikmeter Wasser versorgt. Die Senne ist noch immer Wasserlieferant für Bielefeld.

Artikel vom 24.07.2006