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Arzt ringt mit dem Tod

Lassa-Fieber: Robert-Koch-Institut sucht Mitreisende

Münster/Frankfurt/Main (dpa). Der Zustand eines am Lassa-Fieber erkrankten Afrikaners in der Frankfurter Universitätsklinik ist unverändert kritisch. Am Freitag abend war der 68 Jahre alte Mediziner aus Sierra Leone nach Frankfurt gebracht worden und wird seitdem in einer Hochsicherheitsstation behandelt.
Gegen eine Infektion geschützt, bereitet ein Arzt auf der Isolierstation eine Spritze vor.

Der Mann ist bewusstlos. Auch seine deutsche Frau und seine erwachsene Tochter sind zur Beobachtung in Frankfurt. Der Afrikaner war unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen von der Universitätsklinik Münster zum Zentrum für Infektologie am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität verlegt worden. Die Ärzte in Münster hatten bei dem 68-Jährigen das seltene, gefährliche und hochansteckende Lassa-Fieber festgestellt. Der aus Sierra Leone stammende Mann war bis vor kurzem als Chirurg in seinem Heimatland tätig.
In der Hochsicherheitsstation in Frankfurt kann der Patient in vollständiger Quarantäne behandelt werden. »Wir haben hier vor Ort ein erstklassiges Krisenmanagement«, sagte der Leiter des Schwerpunktes Infektologie Hans-Reinhard Brodt.
Unterdessen sucht das Robert Koch-Institut die Mitreisenden des Afrikaners. Es appellierte an die Passagiere, die mit ihm von Freetown (Sierra Leone) über Abijan (Elfenbeinküste) nach Brüssel und weiter nach Frankfurt flogen, sich unter der Telefonnummer 0172 6955458 zu melden. Es handele sich um die Flüge Brussels Airlines SN 207 am 10. Juli und Brussels Airlines SN 2607 am 11. Juli. Eine Infektion äußert sich durch hohes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Hals- und Bindehautentzündungen. Auch die belgischen Gesundheitsbehörden nahmen inzwischen Kontakt zu Mitreisenden des Afrikaners auf. Ein Mitarbeiter des Brüsseler Flughafens, der mit dem 68-Jährigen in Berührung gekommen war, wird vorsorglich in einem Krankenhaus beobachtet.
Das 1969 im nigerianischen Lassa erstmals bei Menschen nachgewiesene Fieber ist in Europa sehr selten. Die Erkrankung des Afrikaners ist nach Daten des RKI erst der fünfte Fall in Deutschland.

Artikel vom 24.07.2006