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Sport macht im Anti-Doping-Kampf mobil

DOSB-Boss Bach und BDR-Chef Scharping plädieren für schärfere Gesetze und Gentests

Frankfurt/Main (dpa). Nach dem Skandal bei der Tour de France macht der deutsche Sport im Anti-Doping-Kampf mobil und fordert vom Staat schärfere Gesetze vor allem gegen die Hintermänner.

»Mit der Trockenlegung des Sumpfes im Umfeld der Athleten, mit der Zerstörung dieser Netze, kann der Staat seinen wirksamen Beitrag zu einem effektiven Kampf gegen Doping leisten. Dafür braucht der Staat gesetzliche Grundlagen«, meint Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Bach spricht sich für die Prüfung gesetzlicher Maßnahmen aus, wie sie im Bericht der »Rechtskommission des Sports gegen Doping« dargelegt seien. Dazu gehörten die Einführung von Kennzeichnungspflichten für verbotene Substanzen, die Aufhebung der Warenverkehrsfreiheit für Dopingmittel, das Verbot des Versandhandels und die Verschärfung der Strafbarkeit bei gewerbs- und bandenmäßigen Aktivitäten. Ob der Staat die Verschärfung der gesetzlichen Regelungen im Arzneimittelgesetz, in einem so genannten Artikel-Gesetz oder in einem eigenen Anti-Doping-Gesetz regelt, sei von untergeordneter Bedeutung, so Bach.
Für wichtiger erachtet er die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Sport und Staat. »Die Sportverbände sind aufgefordert, den Staatsanwaltschaften Informationen über Verdachtsmomente zukommen zu lassen. Die staatlichen Stellen wiederum müssen verpflichtet werden, den Sportverbänden Ermittlungsergebnisse mitzuteilen, damit diese die entsprechenden Sanktionen gegen Athleten verhängen können«, forderte Bach.
Sein Appell an die Politik: »Die Länder sollten sich umgehend auf die Einrichtung einer Anti-Doping-Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft verständigen. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt zur Abschreckung.« Bach sprach sich allerdings vehement gegen eine Sanktionierung von Dopingsündern durch den Staat aus. Dies würde sich als Bumerang erweisen, da eine staatliche Strafe nur nach der Feststellung der individuellen Schuld ausgesprochen werden könne. »Damit werden allen möglichen Ausreden Tür und Tor geöffnet«, sagte Bach.
Der Sport muss sich auf diese Ausreden nicht einlassen und kann nach positiven Doping-Tests sofort Sanktionen aussprechen. Da die im Regelfall zweijährigen Sperren einem Berufsverbot gleich kommen, träfen sie den Sünder härter als »eine von einem Gericht zu erwartende auf Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe«.
Auch Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), richtete einen Appell an die Politik. Der Bundestag müsse »unbefangen prüfen«, wie man an die Hintermänner des Dopings, Mediziner und Geschäftemacher herankomme. Zugleich begrüßte er die harten Sanktionen der Teamleitung und des Sponsors T-Mobile gegenüber dem von seinem Rennstall gekündigten Jan Ullrich als »vorbildlich«.
Der frühere Verteidigungsminister forderte generelle Blut- und Gentests bei Hochleistungssportlern. »Ich würde noch weiter gehen. Es müssen auch Proben aufgehoben werden«, sagte Scharping. So könnten nachträglich Nachweise über noch unbekannte Dopingmethoden geführt werden.

Artikel vom 24.07.2006