24.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schmidt wird zum Ersatzmann

Kemmer, Werth, Capellmann und Husenbeth für WM nominiert

Münster (WB/dpa/en). Titel für Heike Kemmer, Debakel für Ann Kathrin Linsenhoff und Trainer-Entlassung bei Weltmeisterin Nadine Capellmann.

Die deutschen Dressur-Meisterschaften verliefen turbulent, weckten aber einen Monat vor der WM in Aachen Hoffnungen auf mehrere Medaillen. Vor allem Kemmer und Vizemeisterin Isabell Werth präsentierten sich in prächtiger Form. Mit Capellmann und Männer-Meister Klaus Husenbeth bilden sie das WM-Quartett.
Der Ettelner Hubertus Schmidt ist dagegen nur erster Ersatz und entsprechend enttäuscht. »Das ist nach zwei sehr erfolgreichen Jahren ein ganz herber Rückschlag für mich. Dabei war ich mit Wansuela Suerte gerade in der Kür sehr zufrieden. Das war eine der besten Prüfungen, die sie je gegangen ist, aber die Richter haben das anders gesehen«, sagte der Mannschafts-Olympiasieger von Athen. Vergeblich hatte Schmidt gehofft, dass auch seine konstant guten Ergebnisse in den vergangenen Jahren bei der Nominierung berücksichtigt würden: »Bei den letzten vier Starts mit der Manschaft habe ich zwei Mal das beste und zwei Mal das zweitbeste deutsche Resultat abgeliefert. Doch das scheint keine Rolle mehr zu spielen.«
»Der Plan geht auf«, kommentierte dagegen Kemmer ihre Vorstellung in Münster. Mehrere Monate hatte die 44-Jährige aus Winsen/Aller mit Bonaparte keine großen Prüfungen geritten, unter anderem wegen einer Erkrankung ihres 13-jährigen Fuchswallachs, und war auf den Punkt topfit. Mit 235,903 Prozentpunkten aus den drei Wertungsprüfungen setzte sie sich vor Isabell Werth (Rheinberg) mit Warum nicht (234,188) und Nadine Capellmann (Würselen) mit Elvis (225,202) durch.
Werth gelang mit dem zweiten Platz sowie dem Sprung ins WM-Team nach drei schwachen Jahren ein tolles Comeback. »Nach den Tiefschlägen war das der Lohn«, sagte die viermalige Olympiasiegerin. Mit Warum nicht und Satchmo hat sie sogar zwei Toppferde zur Auswahl. Die Männer-Wertung gewann Klaus Husenbeth mit Piccolino (223,440) vor Hubertus Schmidt mit Wansuela Suerte (221,985) und Jochen Vetters (Neubeeren) mit Fanano (214,145).
Doppel-Weltmeisterin Capellmann hatte zuvor mit einer ungewöhnlichen Aktion die Reißleine gezogen und sich mitten in der Meisterschaft von ihrem Trainer Martin Schaudt (Albstadt) getrennt. Unterschiedliche Trainingsauffassungen gab sie als Grund an: »Durch die Trennung kann ich wieder mehr zu meinem eigenen Stil finden.« Damit ist eine ungewöhnliche Trainingsgemeinschaft beendet, denn Schaudt war zugleich Capellmanns Konkurrent. Der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger gehörte ebenfalls zu den WM-Kandidaten, musste aber auf Grund einer Verletzung seines Pferdes Weltall auf einen Start in Münster verzichten.
Zum Disput war es in Münster nach dem Grand Prix am Freitag gekommen, als die Favoritin mit Elvis weit hinter den Erwartungen zurückblieb und nur auf Rang vier kam. Das Pferd wirkte nach einer intensiven Vorbereitung matt beim Auftritt im Viereck. »Er war nach dem Abreiten nicht mehr frisch genug«, kritisierte Bundestrainer Holger Schmezer.
Bis zur WM in Aachen soll Schmezer die 41-jährige Capellmann coachen: »Ich hoffe, dass Holger es macht.« Schaudt, der eine Zeit lang auch Lebensgefährte der Weltmeisterin war, hatte erst vor einem Jahr die Nachfolge von Klaus Balkenhol (Rosendahl) als Capellmann-Coach angetreten.
Ein Debakel erlebt in Münster Ann Kathrin Linsenhoff. Nach dem letzten Platz in der Auftaktprüfung waren ihre WM-Chancen frühzeitig geplatzt.

Artikel vom 24.07.2006