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Köhler auf virtuellem Rundflug

Bundespräsident besucht mit seiner Frau das Heinz Nixdorf MuseumsForum

Von Dirk Schröder
und Bernhard Pierel (Fotos)
Paderborn (WB). Knecht Ruprecht, der der Regierung ab und zu die Leviten liest, wie die Grünen nach der Mahnung des Bundespräsidenten vor »Sandkastenspiele« kritisiert hatten, spielte Horst Köhler am Freitag in Paderborn nicht. Nein, über Politik sprach er an diesem Tag nicht. Sein Interesse galt allein der Medizin der Zukunft sowie der Canossa-Ausstellung.

Mit dem Flugzeug war das Staatsoberhaupt in Paderborn-Lippstadt gelandet und mit wenigen Minuten Verspätung rollte am Freitag kurz nach 15.30 Uhr der Präsidenten-Konvoi mit Horst Köhler und seiner Frau Eva vor dem Heinz Nixdorf MuseumsForum vor. Hauptkommissar Bernhard Günther hatte noch kurz vor diesem Zeitpunkt mit Polizeihund Kira das Gebäude noch einmal nach Sprengstoff abgesucht und Entwarnung gegeben: »Nicht gefunden, alles okay«.
Bevor der Vorstand der Stiftung Westfalen - Gerhard Schmidt, Renate Nixdorf und ihr Sohn Martin Nixdorf sowie die beiden Geschäftsführer Norbert Ryska und Kurt Beiersdörfer die hohen Gäste begrüßen konnten, gab Köhler aber noch bereitwillig wartenden Bürgern Autogramme - auch seine Sicherheitsleute konnten und wollten dies wohl auch nicht verhindern. Und beim Eintritt in das Forum hieß ein Plakat die Besucher aus Berlin willkommen.
Gerhard Schmidt gab dem Bundespräsidenten noch schnell einen Überblick über das Wirken des verstorbenen Firmengründers Heinz Nixdorf sowie ein Bild vom Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) als Hightech-Plattform.
Ein virtueller Rundflug durch die Computer-Medizin vermittelte dem Präsidenten anschließend einen realistischen Eindruck der Ausstellung, die jedoch noch nicht vollständig ist. Diese soll einem breiten Publikum vom 24. Oktober dieses Jahres bis zum 1. Mai 2007 präsentiert werden. Der Besucher kann sich dann einen Eindruck vom aktuellen Stand der Medizintechnik verschaffen.
Sehr interessiert zeigte sich Köhler von der weltweit besten digitalen 1:1-Darstellung der menschlichen Anatomie, entwickelt von der 3Dscience.com aus den USA, die heute die klassischen Anatomieatlanten zunehmend ergänzen und ersetzen. Aber auch vom innovativen Präsentationssystem iPX aus Darmstadt, das lediglich mit Hilfe von Zeigegesten zu bedienen ist, zeigten sich Horst und Eva Köhler begeistert.
Schließlich wurde ihnen noch eine Software der TU Braunschweig präsentiert, die vor allem in der Ausbildung, aber auch in der Diagnose und Operationsvorbereitung eingesetzt wird. Sie ermöglicht es, reale Bilder vom Röntgen oder einer CT-Untersuchung in dreidimensionale Darstellungen zu übertragen.
Der Bundespräsident wollte in der Ausstellung sich aber nicht nur informieren lassen, sondern auch selbst ausprobieren. Das war unter anderem beim Heidelberger Retinatomographen möglich, der zur Früherkennung von Glaukomerkrankungen dient.
Am Ende seines Rundgangs studierte Köhler noch die Zukunftsstudie eines Computertomographen von Siemens. Solch ein Gerät erstellt in einer Sekunde 64 Schnittbilder. Damit ist zum Beispiel eine Darstellung der Herzkranzgefäße in bisher nicht gekannter Qualität möglich, sagte Diplom-Ingenieur Ulrich E. Krips.
Beeindruckt zeigte sich der Bundespräsident, dass das vor zehn Jahren eröffnete Heinz Nixdorf MuseumsForum, laut Guiness-Buch der Rekorde das größte Computermuseum der Welt, bisher mehr als eine Million Menschen besucht haben. Über seine Eindrücke befragt, brauchte Köhler beim Einsteigen in seine Limousine nur zwei Worte für eine griffige Antwort: »Zum Wiederkommen«. Ostwestfalen freut sich drauf.

Artikel vom 22.07.2006