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Sanierungsstau im Badezimmer

Bette-Chef Pahl: Konjunkturwende ist da -ÊSpaß mit innovativen Wannen

Von Bernhard Hertlein
Delbrück (WB). Im Durchschnitt wird ein Wohnungsbesitzer in Deutschland sein Badezimmer nach etwa 18 Jahren renovieren. Derzeit jedoch sind mehr als 6,8 Millionen Bäder älter als 20 Jahre. Den Sanierungsstau, der sich daraus errechnet, beziffert Fritz-Wilhelm Pahl (64) auf 22 Milliarden Euro.

Pahl, von 1988 bis 1992 schon Präsident der Deutschen Sanitärwirtschaft, übernahm 2003 das Amt erneut. Dazwischen war er acht Jahre Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen. Als geschäftsführender Gesellschafter der Firma Bette in Delbrück führt er die Nummer 3 der Hersteller von Stahl-Dusch- und Badewannen in Europa.
Die vergangenen Jahre waren für die Branche und für Bette nicht leicht. Die Baukrise führte drei Jahre nacheinander auf dem deutschen Markt zu Umsatzrückgängen zwischen fünf und zehn Prozent. Nur zum Teil wurden die Zuwächse im Export aufgefangen.
»Seit Anfang 2006 aber ist alles anders«, berichtet Pahl. Mit der Umstellung von Neubau auf Renovierungen habe man die richtige Entscheidung getroffen. Bette liege derzeit um zehn Prozent über Vorjahr. Das reiche zwar erst, um die Kurzarbeitsphasen zu reduzieren. Doch Pahl geht davon aus, dass sich die Konjunktur weiter erholen und 2007 auch die Mehrwertsteuererhöhung überleben wird: »Die Grenze des Wachstums ist derzeit der Mangel an Fachpersonal im Sanitärhandwerk.«ÊZum einen sei zu wenig ausgebildet worden; zum anderen konkurriere das Heizungs- mit dem Sanitärgewerbe um die Fachkräfte.
Bette, das schon jetzt 150 unterschiedliche Bade- und 250 Duschwannen im Programm führt, will mit Innovationen für zusätzliche Kaufanreize sorgen. Dazu kooperiert das Familienunternehmen im Vorfeld der Sanitärmesse ISH im Frühjahr 2007 sogar mit dem Berliner Star-Designer Jochen Schmiddem. Eines der Ergebnisse ist im Bette-Eingangsbereich zu besichtigen: In die Duschwanne ist ein Herz eingelassen. »Die Nachfrage nach diesem Produkt übertrifft schon nach kurzer Zeit alle unsere Erwartungen«, sagt Pahl.
Als weitere, eher funktionelle Neuheit entwickelt Bette eine Duschwanne, die ebenerdig in den Boden eingelassen wird.
Obwohl emaillierter Stahl viel werthaltiger aussieht, konnte sich die Kunststoff-Konkurrenz mit Acryl-Badewannen zwischenzeitlich 50 Prozent des Marktvolumens sichern. »Dieser Trend ist gestoppt«, freut sich Pahl. Allerdings gibt es in der Zwischenzeit ein neues Problem: Der Stahlhunger der neuen Mächte China und Indien trieb den Preis nach oben. Zudem setzt die Konzentration, deren vorläufiger Höhepunkt mit der Fusion von Arcelor und Mittal erreicht ist, die mittelständischen Abnehmer von Spezialstählen unter Druck: »Wir sind dort gegenüber der großen Automobilindustrie doch nur ein kleines Licht.«

Artikel vom 22.07.2006