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El Cordobés bezaubert die Welt

Arte-Themenabend beschäftigt sich mit Stierkampf und einem Helden

Arte, 20.40, 22.55 Uhr: Mit dem Stierkampf beschäftigt sich der Themenabend. Er bietet den Spielfilm »Zwischen Madrid und Paris« und dokumentiert das Leben des legendären Stierkämpfers El Cordobés.

Er hat um die 4000 Stiere getötet und trägt als einziger lebender Torero den Ehrentitel »Kalif«: Manuel Benitez Pérez, nach seiner Heimatstadt Cordoba »El Cordobés« genannt. Der Stierkämpfer sagt mit breitem Jungengrinsen: »Es gibt Könige und Kaiser. Einen Kalifen gibt es nur einen. Mich.« In diesem Frühjahr ist er 70 geworden, und an diesem Sonntag geht es in dem Dokumentarfilm »El Cordobés - Der letzte Kalif« um ihn. Zwei Jahre lang hatte ihn der spanische Filmemacher Daniel Hernandez für diese Dokumentation begleitet, die im Rahmen des Themenabends »Corrida« ausgestrahlt wird.
»Wenn Sie jetzt Cordobés gegenüberstehen würden, wären Sie sicher ebenso bezaubert von ihm, wie ich es war«, erinnert sich Hernandez an die Begegnungen mit dem noch immer jugendlich wirkenden Mann. Sein Film zeigt den aus kleinsten Verhältnissen aufgestiegenen Mann, der sich in jungen Jahren durchhungerte, auf fremden Weiden nachts heimlich trainierte, einige Male deshalb im Gefängnis saß und endlich den Durchbruch schaffte.
Er wurde berühmt, reich, gehörte zu den Prominenten dieser Welt, dem man Beziehungen zu Romy Schneider wie Geraldine Chaplin nachsagte und bei dessen Kämpfen die Operndiva Maria Callas ebenso im Rang saß wie Ex- Kaiserin Soraya. Mit ihm erlebte der Stierkampf noch einmal eine Blüte. Der Dikator Franco wusste sich seines Ruhms zu bedienen und machte El Cordobés zum Hätschelkind seines Regimes.
Der Torero, dessen Vater in einem Franco-Kerker gestorben war, ließ sich das gefallen. Es war schwer, Cordobés darauf anzusprechen«, erzählt Hernandez, »er ist nun mal ein Schlitzohr. Er hat sich aus solchen Fragen sehr geschickt hinauszuwinden verstanden.« Seit seinem Rückzug aus den Groß-Arenen hat es eine ähnlich charismatische Stierkampf-Persönlichkeit nicht mehr gegeben.
Vor dem Cordobés-Film läuft der Spielfilm »Zwischen Madrid und Paris«, den Hollywood-Regisseur Henry King 1957 nach dem Hemingway-Roman »Fiesta« drehte. Paris in den 20er Jahren: Der amerikanische Journalist Jack Barnes laboriert an den Folgen einer Verwundung, die er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hat. Darunter leidet auch seine Beziehung zu der englischen Aristokratin Lady Brett Ashley, die er im Lazarett kennen gelernt hat. Beide wissen, dass sie einander lieben, aber auch, dass es kaum eine gemeinsame Zukunft für sie geben wird. In einer Clique suchen sie nach Ablenkung. Gemeinsam reist die Gruppe nach Spanien. Dort kommt es zu einer dramatischen Krise. In den Hauptrollen spielen Ava Gardner, Tyrone Power, Mel Ferrer und Errol Flynn.

Artikel vom 22.07.2006