21.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar

Gewalt - ein Argument für Studiengebühren


Über den Sinn von Studiengebühren kann man diskutieren. DISKUTIEREN! In einer Diskussion alten Stils tauschte man Argumente aus, wurde in der Hitze des Wortgefechts vielleicht auch mal polemisch, doch ging die Achtung vor dem Gegenüber nie verloren.
Hier dagegen beherrschen Brandstiftung, Sachbeschädigung und tätliche Angriffe das Bild. Wer dies als Diskussion bezeichnet, muss sich fragen lassen, ob das eigene Weltbild, ob der individuelle Wertekatalog noch gesellschaftsverträglich ist. Die Öffentlichkeit jedenfalls traut ihren Augen nicht: Die angehende Wissenselite (von »Bildung« alter Prägung traut sich ja keiner mehr zu reden . . .) zwingt den Senat dazu, sich hinter einem Kordon von Sicherheitskräften einzuigeln, weil sie glaubt, Meinungsverschiedenheiten mit der Faust austragen zu dürfen.
Bevor die Allesversteher jetzt wieder anfangen zu weinen, ach ja, du liebe Güte, der Student an sich sei doch 'nen ganzen Friedfertigen: Geschenkt. Das ändert nämlich nichts daran, dass hier einer Hochschule der Krieg erklärt wird, und zwar von Leuten mit gültiger Matrikelnummer, die ihre Bataillone mit Berufsschlägern auf Gefechtsstärke bringen.
Die Grenzen, die die abendländische Kultur dem Individuum setzt, wurden überschritten. Nicht erst, als die Hochschule durch den Raub des Generalschlüssels um bis zu eine Million Euro geschädigt wurde. Sondern schon, als die erste Toilette brannte.
Liefert dieses Verhalten womöglich beste Argumente für Studiengebühren? Hier fragt der Ketzer: Warum soll der Steuerzahler Leute alimentieren (was die Gebührenfeinde unter dem Schlagwort »Solidarität« vehement fordern) die nicht einmal lernen wollen, wie man Probleme angemessen diskutiert? Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 21.07.2006