22.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Unaufgeräumter Hinterhof


Bielefeld genießt den Sommer. Es ist überschaubar in der Stadt. Die Freibäder sind gut besucht, in den Cafés der Altstadt und in den Biergärten gibt es gute Laune pur. Im Rathaus herrscht Ruh. Die Politik ist noch in den Ferien, außer den »laufenden Geschäften der Verwaltung« spielt sich derzeit nicht viel ab im ostwestfälischen Oberzentrum.
Wenn die Akteure - hoffentlich gut erholt und voller Tatendrang - aus dem Urlaub zurückgekehrt sind, wird sie der politische Alltag rasch einholen. Auf der Tagesordnung des Herbstes stehen strittige Themen. Sennesee und Stadtwerke-Holding, um nur zwei Beispiele zu nennen, harren der Entscheidung.
Ein anderes Thema wäre es mindestens genau so wert, beherzt angepackt zu werden. Wer in diesen sommerlichen Tagen die Wochenmärkte auf dem Siegfriedplatz oder auf dem Schildescher Kirchplatz besucht, ist angetan von der angenehmen Atmosphäre, erfreut sich an dem bunten Bild, das sich dort bietet.
Wie anders sieht es auf dem Kesselbrink aus. Auch dort bauen die Markthändler zwei Mal in der Woche ihre Stände auf. Die Umgebung ist aber alles andere als einladend. Der überwiegende Teil des Platzes ist mit Pkw zugestellt, die Menschen erledigen ihre Einkäufe - nichts, aber auch gar nichts lädt zum Flanieren oder Verweilen ein.
Mit den Vorschlägen, wie der zentrale Platz der Innenstadt gestaltet werden könnte, lassen sich Bände füllen. Geschehen ist aber bislang nichts. Die Politik scheut sich vor Entscheidungen.
Zugegeben: Die stadtgestalterische Entwicklung des Kesselbrinks, die weit über den Tag hinaus wirken wird, will gut überlegt sein. Wenn der »große Wurf« aber derzeit nicht machbar oder finanzierbar ist, so könnte doch mit einfachen Mitteln ein Flair geschaffen werden, das Bielefelds Mitte aufwerten würde. Derzeit nämlich wirkt der Kesselbrink auf viele wie ein unaufgeräumter Hinterhof.

Artikel vom 22.07.2006