24.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jonas Kampers
Jugendtraum
geht in Erfüllung

Für Bielefeld am Bundesliga-Ball

Walchsee (WB). Gegen Slavia Prag bearbeitete der dänische Rekord-Junioren-Nationalspieler Jonas Kamper nur in den ersten 45 Minuten die rechte Außenbahn. Nach der Halbzeitpause durfte er sich ausruhen.

»Das Training ist intensiver und viel härter als bei Bröndby Kopenhagen. Der Körper muss sich daran erst gewöhnen«, begründet der sympathische Skandinavier seine momentane Müdigkeit. Mit dem Wechsel zu Arminia Bielefeld hat sich Kamper einen Jugendtraum erfüllt. »Ich wollte immer schon mal in der Bundesliga spielen«, erklärt er in einem Gemisch zwischen Deutsch und Englisch.
Obwohl Jonas in der Schule im heimischen Nörre Alslev auf der Insel Falster ein bisschen Deutsch gelernt hat, ringt er noch mühevoll nach den Vokabeln. Mit seinem tschechischen Zimmergefährten Kobylik hat er im Trainingslager ein Abkommen getroffen. »David spricht mit mir nur englisch, ich antworte ihm auf deutsch. So bilden wir uns weiter«, grinst das »Nordlicht« vergnügt und gibt gerne zu »ein lustiger Typ« zu sein.
In Dänemark galt er als eines der größten Talente. In den Auswahlteams von der U 15 bis U 21 hat Jonas Kamper 93 Spiele bestritten. Allein für die U 21 war er in 39 Partien am Ball. »Ich bin Bröndby sehr dankbar, dass mir der Verein jetzt die Chance nicht verbaute, als die Anfrage aus Bielefeld kam«, sagt er und stellt fest: »Nach sechs Jahren in Kopenhagen brauchte ich eine neue Herausforderung. Jetzt bin ich umso glücklicher, dass sich Bröndby und Arminia schnell über die Ablösesumme geeinigt haben.«
Kamper gefällt es gut in Bielefeld: »Die Stadt ist nicht zu groß und hat sehr viel Charme.« Am 1. September wird er im Ortsteil Brake ein kleines Haus beziehen. Später soll ihm seine Freundin folgen, die in Kopenhagen noch eine Ausbildung als Friseurin absolviert. Kampers Hoffnung: »Die Theorie macht sie in Dänemark, aber den praktischen Teil kann sie auch in Bielefeld erledigen.«
Mit Bröndby Kopenhagen wurde der schnelle Mittelfeldspieler je zweimal Dänischer Meister und Pokalsieger. Er spielte international schon in der Champions League und im UEFA-Cup. Gern erinnert er sich an die großen Stadtduelle gegen FC Kopenhagen. »Sechsmal habe ich gegen meinen jetzigen Teamgefährten Zuma gespielt.« Den Unterschied zwischen dem dänischen und deutschen Fußball hat Kamper bereits ausgemacht. »Die Abläufe im Training und im Spiel sind sehr viel schneller. Auch daran muss ich mich noch gewöhnen.«
Während seine vier Jahre ältere Schwester in Kopenhagen dänische Filmschauspieler ausbildet, setzte Jonas frühzeitig auf die Karte Fußball. Dennoch fließt auch in ihm künstlerisches Blut. »Gelegentlich habe ich in einer Vier-Mann-Band den Bass gespielt. Einmal sogar vor 30 000 Zuschauern anlässlich einer Meisterfeier im Bröndby-Stadion.« Und mit einem gewissen Stolz in der Stimme blickt er zurück: »Unsere Königin war auch dabei.«
Noch hat sich Trainer Thomas von Heesen nicht entschieden, wer zukünftig die ideale Besetzung für die rechte Außenbahn sein wird. Nach dem Remis gegen Slavia Prag kritisierte Thommy den Dänen: »Jonas kann weitaus mehr, als er heute gezeigt hat. Je näher er zum Tor kam, desto mehr machte er sich ins Höschen.« An diesen momentanen Defiziten will Kamper intensiv arbeiten. Auf dem Trainingsgelände in Walchsee ist ihm kein Weg zu weit. Das Nordlicht will im Bundesliga-Aufgalopp beim Hamburger SV unbedingt dabei sein. Es spricht für seinen Ehrgeiz, wenn Jonas Kamper feststellt: »Eine meiner Stärken ist das Spiel eins gegen eins. Also werde ich mich auch bei Arminia durchsetzen.«

Artikel vom 24.07.2006