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Gruppendynamik im Boot

Arminias Raftingtour bietet viele Überraschungen

Walchsee (WB). »Erlebnis-Rafting ist kein riskanter Hochleistungssport, sondern ein geselliges Vergnügen.« So jedenfalls preist der Veranstalter die Wildwassertour auf der Tiroler Großache im deutsch-österreichischen Grenzgebiet an.

War im vergangenen Jahr die Teilnahme noch freiwillig, wurde jetzt das Rafting für Arminias Profis zur Pflichtveranstaltung erklärt. »Alle machen mit. Die Bootsfahrt auf dem Gebirgsfluss dient dem gruppen-dynamischen Verhalten«, bestimmte Trainer Thomas von Heesen.
Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Spieler begeistert. Im Hotel blieb lediglich der gesundheitlich leicht angeschlagene Abelaziz Ahanfouf. »Das ist eine Mordsgaudi«, erinnerte DSC-Kapitän Mathias Hain an die Wildwasserfahrt vor zwölf Monaten an gleicher Stelle. Auf die sonst üblichen Neopren-Anzüge konnten die Teilnehmer aufgrund der heißen Witterung diesmal verzichten. Lediglich das Tragen von Schutzhelmen und Neopren-Schuhen war Pflicht. Nach dem Einkleiden musste man schon genau hinschauen um zu erkennen, dass es sich um die Bielefelder Bundesliga-Fußballer handelte und nicht um Bergleute, die zur dritten Schicht einfuhren.
Nachdem sich der Tour-Führer vorgestellt (»Ich bin der Andy«) und den Umgang mit Boot und Paddel erklärt hatte, konnte die 90-minütige Fahrt beginnen. Viele Urlauber, die zufällig auf den Brücken standen, staunten nicht schlecht, als sie die drei johlenden Besatzungen in den Booten sahen. Das Wasser war teilweise nur 30 Zentimeter, aber in einigen wildromantischen Schluchten auch zwei bis drei Meter tief.
Die 15-minütige Pause auf halber Strecke wurde auch für den WESTFALEN-BLATT-Fotografen zu einem eindrucksvollen Erlebnis. »Darf ich mal durch deine Kamera schauen«, fragte scheinheilig Bernd Korzynietz. Dieser Bitte kam Stefan Hörttrich gerne nach. Kaum hatte er die Kamera aus der Hand gegeben, packten ihn ein paar Spieler und warfen den Journalisten in voller Montur in den Fluss. Grinste »Rädelsführer« Artur Wichniarek vergnügt: »Auch bei euch soll schließlich der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen.«
Wesentlich ernster endete das Bad von Teamassistent Rainer Schonz. Er wurde aus Übermut beim Schwimmen unter Wasser gedrückt und geriet dabei unter das Boot. Tourführer Andy befreite »Schonzi« aber rechtzeitig aus der misslichen Lage. Nach gut acht Kilometern war die Flussfahrt zu Ende. Wohlbehalten erreichten alle drei Boote das Ziel.
Nur Udo Geßler watete die letzten Meter zu Fuß durchs Wasser. Auch ihn hatten die Spieler in die Ache geworfen. Wichniareks scherzhafte Begründung: »Wer nicht zum Team passt, hat auch im Boot nichts zu suchen.« Der Mannschaftsbetreuer war so ziemlich der Einzige, der darüber nicht lachen konnte. »Ich habe mal einen Tauch-Lehrgang mitgemacht, sonst wäre ich wohl an einen Felsen geschlagen«, schimpfte er. Das gruppendynamische Verhalten galt in dieser besonderen »Trainingseinheit« eben nicht für alle.

Artikel vom 24.07.2006