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EU-Reform

Komm mit in den Weinberg


Prosit, EU-Kommission!
Mit Deinem Vorschlag einer Reform der EU-Weinmarktordnung hast Du es geschafft, wieder einmal alle Experten gegen Dich aufzubringen. Wir sehen ein, dass Europa nicht das Schlaraffenland ist, wo ein ständig wachsender Weinsee eher als Glück empfunden würde. Aber gibt es wirklich nur den Weg, diesen See dadurch auszutrocknen, dass man 2,4 Milliarden Euro hineinschüttet?
Am liebsten, liebe EU-Kommission, würde ich Dich einladen, im Frühjahr mal ein paar Tage in einem Wingert das Rebholz zu schneiden, die Triebe zu biegen und am Draht entlang zu ziehen. Ob Du dann immer noch mit leichter Hand die Rodung von 400 000 Hektar empfehlen würdest?
Und wenn Du, liebe Kommission, dann auch noch im Herbst zur Lese kämst, das wäre ganz toll. Vielleicht könnten wir nach der schweren Arbeit bei einem oder zwei Viertel vom guten 2005er Jahrgang die Sache mit der Weinmarktordnung noch einmal besprechen. Und möglicherweise käme dann auch Dir die Idee, dass man mit einem Bordeaux, Rioja, Frascati oder Dornfelder Besseres machen kann als ihn zu destillieren, wie es in Spanien und Italien noch viel zu oft geschieht.
Liebe Kommission, ich weiß, die Weine aus den USA und Südafrika, aus Chile und Australien drängen mit Macht in unsere Gläser. Doch es gibt gute und geschmackvolle Gründe, den Kampf für unseren Rebensaft aufzunehmen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 21.07.2006