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Albert Einstein

»Als Gott die Welt schuf, war seine Hauptsorge gewiss nicht, dass wir sie verstehen können.«

Leitartikel
Neuester Abgaben-Rekord

Der eine schafft, der andere mault


Von Rolf Dressler
Die Deutschen funktionieren. Sie können nicht nur WM-Könige und ihren »Kaiser« Franz den ersten und einzig(artige)n überschwenglich feiern. Sie schaffen im Alltag auch kräftig 'was weg, und von dem redlich Erarbeiteten legen sie auf die hohe Kante, so viel sie eben vermögen. Zukunftssicherung eben. Wie es sich gehört für Menschen, die für sich und andere vorsorgen, um gegen die Unwägbarkeiten des Daseins gewappnet zu sein.
Die herrschende Politik des Ab- kassierens und der doppelt bis x-fach überversorgten Lobbyisten zwischen Abgeordnetenmandat und blanker Interessenvertretung sieht die Dinge natürlich völlig anders. Sie hat die Stirn und bezichtigt die Bürger, von denen zig Millionen trotz allem noch immer ihre Wähler sind, seit Jahren schon einer schnöden »Konsumzurückhaltung«, ja, sogar einer angeblich verwerflichen Verweigerung.
Für sich selbst aber behaupten dieselben Politikveranstalter fortwährend, sie betrieben Sparen in Reinkultur, während sie in Wahrheit eine wahre Orgie der Erhöhung von Steuern und Abgaben zelebrieren - Ende nicht ab- zusehen auf der nach oben offenen Staatsverordnungsskala.
Daran wird auch das neueste satte Steuer-Plus nichts ändern, das Bund und Länder im ersten Halbjahr 2006 eingefahren haben. Es hätten aus Sicht der Politik gern noch mehr sein dürfen als »nur« 7,6 Prozent, würden wir, die Ober-Melkkühe der Nation, die verflixten Autofahrer, uns beim Umherkutschieren, beim Gasgeben und beim Tanken nicht derart mehrwertsteuerzuwachsfeindlich zurückhalten. Ein Benzin/Mineralöl-»MwSt«-Jahresminus von 5,6 Prozent - einfach unverantwortlich, das gemeine Volk - oder?
Man darf gespannt sein, wie die Politik uns immer neue »ReformNotwendigkeiten als angeblich unumgänglich verkaufen will, sollten sich die regierungsamtlichen Steuerschätzungen auch nur näherungsweise bewahrheiten. Ein abermaliger Zuwachs von derzeit etwa 430 Milliarden auf womöglich 540 Milliarden im Jahre 2010 - müssen wir uns dann wie eh und je anhören, dass selbst für überfällige wirtschaftspolitisch wie allgemeingesellschaftlich wichtige Steuern- und Abgabensenkungen leider nach wie vor kein Handlungsspielraum vorhanden sei?
Dieser Staat und seine Politikerklasse haben doch in Wirklichkeit schon heute viel weniger ein Mengenproblem bei den Einnahmen als vielmehr ein gewaltiges Problem damit, das viele Geld richtig auszugeben. Das Gießkannensystem der Menschheitsbeglückung nach innen und nach außen ist kontraproduktiv. Es weckt nur immer neue Begehrlichkeiten und dreistes, wenn nicht unverschämtes Verlangen.
Und, was viel zu wenig bedacht oder ausgeblendet wird: Eine Geldeintreibungs- und Verteilungsmaschine namens Staat schafft den ringsum abhängigen Menschen »am Tropf« - das exakte Gegenmodell des selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Bürgers.

Artikel vom 21.07.2006