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»Die Fotografien lassen
die Fantasie fliegen«

Renate Holthaus stellt ihre Bilder auf Menorca aus

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Sie malt mit der Kamera und möchte den Betrachter ihrer Bilder irritieren, seine Fantasie ansprechen, seine Gefühle berühren: Die Bielefelderin Renate Holthaus stellt vom 18. August an ihre ungewöhnlichen Fotografien in der Kirche El Roser in Ciutadella auf Menorca aus. Es ist bereits ihre zweite Ausstellung dort.

Sie habe schon als Kind mit ihrer 6 x 6-Box leidenschaftlich gern fotografiert, der künstlerischen Fotografie mit dem Macro-Objektiv widme sie sich aber erst seit vier Jahren, erzählt Renate Holthaus: »Ich halte fest, was ich sehe und schneide es aus der Wirklichkeit aus.« Manchmal sei es eben nur der Bruchteil einer Sekunde, wenn sich ihr ein Motiv offenbare: »Ich produziere nicht auf Knopfdruck.«
Ausschließlich mit Film, nie digital, fotografiert Renate Holthaus vor allem Natürliches: Pflanzen, Federn, Frisches, Verwelktes. Nichts davon ist auf Anhieb zu erkennen. »Ich verrate niemals alles, was auf einem Bild ist.« Jeder sehe in ihren Fotos etwas anderes: »Es kommt auf den Blickwinkel, aber auch auf die persönlichen Sehgewohnheiten an.« Sie mag keine komponierten Bilder, will keine Abbildung der Realität schaffen. Sie sei im Lauf der Zeit immer sparsamer in ihren Bildausschnitten geworden. Ein Ausstellungsbesucher schrieb in ihr Gästebuch: »Ihre Bilder lassen meine Vorstellungskraft fliegen.« Genau das sei ihre Absicht, freut sich Renate Holthaus.
Sie lebt und arbeitet in Bielefeld und auf Menorca. Ihre erste Ausstellung habe sie der Kommission, die entscheide, einfach angedient: »Ich hatte ja nichts zu verlieren.« Um so mehr freut sie sich, dass sie jetzt zu einer weiteren Ausstellung eingeladen wurde und bereits eine dritte - wahrscheinlich zum Thema »Wasser« - avisiert wurde. Renate Holthaus wünscht sich, dass die Betrachter ihrer Bilder auf die »feineren Seiten im Leben« aufmerksam werden. Deshalb legt sie auch großen Wert darauf, dass auf ihren Bildern jedes Härchen, jeder Tropfen, jede Faser, jede Farbe und jede »Nicht-Farbe« so herauskommt, wie sie es im Moment des Auslösens gesehen hat. Dass sie ihr Leben aufteilt, finde Ausdruck in ihren Arbeiten: »Es ist die Begegnung der beiden Lebensräume, die Motor für meine kreative Arbeit sind.«
Gefreut hat sie sich über einen weiteren Eintrag ins Gästebuch: von Bielefeldern, die schrieben, sie seien »stolz, auf Menorca Kunst aus Bielefeld sehen zu dürfen«.

Artikel vom 21.07.2006