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Die Favoriten sammeln Kraft

Italiener Tosatto gewinnt 18. Tour-Etappe vor Moreni und Scholz

Macon (dpa). Die Favoriten gestatteten sich ein wenig Ruhe - Nachrücker durften punkten: Einen Tag nach der letzten von drei Alpen-Etappen und 24 Stunden vor dem alles entscheidenden Zeitfahren der Tour de France sammelten die Aspiranten auf das Gelbe Trikot Kräfte.

Auf der 18. Tour-Etappe über 197 Kilometer von Morzine nach Macon gelang es einer Ausreißergruppe, sich am Freitag erfolgreich abzusetzen und den Tagessieg unter sich auszumachen. Bei Temperaturen knapp unter 40 Grad sicherte sich der Italiener Matteo Tosatto vor seinem Landsmann Cristian Moreni und Ronny Scholz aus Herrenberg den Erfolg in Macon.
Die beiden Italiener hatten schnell zu Scholz aufgeschlossen, als er 16 Kilometer vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe attackiert hatte. »Als mich die beiden eingeholt hatten, wusste ich, dass mir nur der dritte Platz bleibt. Sie sind für mich zu schnelle Spurter«, sagte der Gerolsteiner-Profi. Tosatto siegte mit einem Stundenmittel von 46,13 Kilometern.
15 Ausreißer, die sich auf dem letzten nennenswerten Anstieg dieser Tour knapp 70 Kilometer vor dem Ziel vom Hauptfeld abgesetzt hatten, konnten den Topfahrern im Gesamtklassement nicht gefährlich werden. Deshalb durften sie ziehen. Das Hauptfeld mit den Favoriten Floyd Landis, Carlos Sastre, Oscar Pereiro (beide Spanien) und Andreas Klöden kam mit 8:00 Minuten Rückstand auf Tosatto ins Ziel.
Patrik Sinkewitz (Fulda) von der in der Teamwertung führenden T-Mobile-Mannschaft fuhr ebenfalls in der Spitzengruppe, hatte aber mit der direkten Entscheidung nichts zu tun. Der ausgelaugte Scholz resignierte wenige Meter vor der Ziellinie und überließ den beiden Italienern den Schlussspurt.
Zum Showdown an diesem Samstag beim Zeitfahren in Le Creusot über 57 Kilometer begegnen sich die Kandidaten für das Podium in Paris am Sonntag mit den gleichen Abständen wie am Vortag. Pereiro führt das Gesamtklassement weiter mit 12 Sekunden vor seinem Landsmann Sastre und 30 Sekunden vor dem Wiederkehrer des Jahres, Floyd Landis (USA), und 2:29 Minuten vor Klöden an. Nur noch diese vier Fahrer und vielleicht der fünftplatzierte Australier Cadel Evans (3:08 zurück) kommen für die Nachfolge von Lance Armstrong in Frage - Landis gilt als Favorit.
In der Bourgogne geht es am Samstag in einer der spannendsten Tour-Finalphasen seit dem Sekundensieg Greg LeMonds 1989 über Laurent Fignon aber nicht nur um Gelb. Tour-Debütant Markus Fothen (Kaarst), der im Ziel der letzten Alpen-Etappe in Morzine sein Weißes Trikot als bester Nachwuchsfahrer an den Italiener Damiano Cunego verloren hatte, will zurückschlagen. »Ich will mir das Trikot zurückholen«, sagte der 24-jährige Profi des Teams Gerolsteiner.
»Morgen ist das wichtigste Zeitfahren meines Lebens - wenn ich nicht die Tour gewinnen kann, will ich wenigstens aufs Podium«, sagte Pereiro, der am Freitag sein Trikot noch ein Mal verteidigte.

Artikel vom 22.07.2006