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Ein bisschen Ärger um Aziz

Die zwei Gesichter des Neu-Arminen: toller Fußballer, schwieriger Typ

Walchsee (WB). In der Branche gilt er als schwierig, aber auch als exzellenter Fußballer. »Einen wie Abdelaziz Ahanfouf kannst du immer gebrauchen, musst aber höllisch aufpassen, dass er nicht den ganzen Laden durcheinander bringt«, urteilte kürzlich Duisburgs Torwart Georg Koch.

Der »Schorsch« muss es schließlich wissen, hat er doch zwei Jahre mit dem 28-jährigen marokkanischen Nationalspieler beim MSV die Höhen und Tiefen miterlebt. Mit 17 Treffern schoss »Aziz« in der Saison 2004/2005 Duisburg in die erste Liga. Seine neun »Buden« in der Saison 2005/2006 reichten nicht aus, damit die »Zebras« weiter in der Beletage wiehern durften. Immer wieder gab es ein paar Eskapaden des sehr eigenwilligen Spielers, der mit Koch und anderen Kollegen »Stress« hatte.
»Bei der Vepflichtung hat uns Ahanfouf erklärt, dass er inzwischen älter und auch reifer geworden sei«, sagen Thomas von Heesen und Reinhard Saftig unisono. Arminias Trainer und der Sport- Geschäftsführer sind inzwischen nicht mehr so ganz sicher, ob sie sich nicht doch einen »Pflegefall« ins Nest geholt haben. Zumindest von Heesen hat im Trainingslager in Walchsee erkannt: »Auf Ahanfouf und Masmanidis, die sich ein Doppelzimmer teilen, muss ich aufpassen, damit hier weiter alles in geordneten Bahnen verläuft.«
Wünsche der Fotografen lehnte der exzentrische Stürmer bisher ebenso ab wie Gespräche mit den anwesenden Journalisten. Seine Standardabsage: »Lasst mich in Ruhe. Ich bin kaputt«, oder: »Ich habe keine Zeit.« Als sich »Aziz« während des Spiels gegen SV Walchsee vorgestern Abend auch noch mit einem Fan anlegte, indem er eine kritische Äußerung des Zuschauers (»Steh auf, setz dich durch und lass den Schiedsrichter in Ruhe«) vom Platz aus kommentierte, »sei du mal ruhig, du hast doch sowieso keinen Plan«, wurde auch Arminias Kapitän »Matze« Hain hellhörig: »So geht das nicht, wir werden das aber intern regeln. Wenn jemand unseren Kreis verlässt, hat man schnell eine Unwucht drin.« Auch Reinhard Saftig hatte Ahanfoufs Verbalfoul nicht überhört. Er werde mit dem Spieler darüber reden, versichert der Geschäftsführer Sport.
Gestern erschien der Marokkaner nicht beim Training, ließ sich am Nachmittag in München von seinem »Leibarzt« Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt noch einmal in München untersuchen. »Aziz« hatte einen Magen-Darm-Infekt, er hat jetzt ein paar Infusionen bekommen«, erklärt Vereinsarzt Dr. Günter Neundorf. Der »fußball-verrückte« Mediziner ist aber überzeugt, dass Ahanfouf trotz seiner gelegentlichen Eskapaden Arminia sportlich weiterbringt.
Dass »Aziz« mit dem Ball umgehen kann, hat er in den Testspielen unter Beweis gestellt. Im sechsten Vorbereitungsspiel gegen Walchsee (7:0) erzielte er seinen sechsten Treffer. Nur Wichniarek (7) war bisher erfolgreicher. Mit »König Artur« scheint Ahanfouf auch ein Problem zu haben. Als sich der Pole über ein nicht erfolgtes Zuspiel beschwerte, herrschte ihn der Kollege an: »Halt die Klappe. Sieh lieber zu, dass du das Tor endlich triffst.« Raue Töne im sonst so harmonischen Kader. Zumindest Georg Koch ist sich auch aus der Distanz sicher: »Arminia verfügt über eine homogene Truppe. Die wird Aziz schon hinbiegen.«

Artikel vom 21.07.2006