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Deutschland hat Fieber

Hochs »Bruno« und »Claus« halten Temperaturen auf Rekordhöhe

Von Ingo Steinsdörfer
Bielefeld (WB). Rekordtemperaturen - und kein Ende in Sicht: Deutschland, einig Sonnenland! Ferienkinder und Urlauber von der Küste bis zur Zugspitze genießen die Mittelmeer-Atmosphäre - und die Werktätigen stöhnen.
Heißer Job: Straßenbauer Stefan Eske in Bielefeld. Foto: Büscher
Schon am frühen Nachmittag eilte das Thermometer gestern im westlichen Nordrhein-Westfalen auf den diesjährigen Rekordwert von 38,1 Grad Celsius in Marl - das damit in etwa gleichauf mit der türkischen Sonnenküste von Antalya und dem südfranzösischen Bordeaux lag. In Ostwestfalen kletterte das Thermometer in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) am höchsten: 35,3 Grad verzeichnete die Großgemeinde am Rande der Senne um 15 Uhr, Bielefeld-Innenstadt derweil 34,5. In OWL könnte es heute noch mehr werden, weil die Hitzespitze von West nach Ost wandert.
Kehrseite des seit Wochen anhaltenden Supersommers: Felder und Wälder trocknen zusehends aus. Die Detmolder Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl kündigte gestern Kontrollflüge an, mit denen der Waldbrandgefahr in der Senne von morgen an vorgebeugt werden soll. Zweimal täglich steigen von Oerlinghausen (Kreis Lippe) aus ein Feuerwehrmann und ein Forstbeamter mit der Maschine auf.
»Momentan wird OWL in der Waldbrandwarnstufe 4 geführt, die Tendenz ist jedoch steigend«, mahnt Thomann-Stahl alle, die den Wald betreten, zu Vorsicht und Aufmerksamkeit. Rauchen und Feuermachen sind dort strikt verboten. Bereits am Wochenende sei mit der höchsten Waldbrandwarnstufe 5 zu rechnen.
Dies vor allem, wenn die Prognosen von Deutschem Wetterdienst und Meteomedia eintreffen und allenfalls örtlich von heute an mit Gewittern und Niederschlägen zu rechnen ist. Wetterexperte Jörg Kachelmann: »Deutschland hat Fieber. Der Sommer 2006 liefert sich im Augenblick ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Rekordsommer 2003.« Bis weit in die kommende Woche hinein werden die Temperaturen kaum unter die 30-Grad-Marke sinken, wobei es in den nächsten Tagen jedoch zunehmend schwül werden soll.
Auch die Ozonbelastung erreichte gestern in weiten Teilen des Landes ihren bisherigen Jahreshöchststand, stieg etwa in Freiburg (Baden-Württemberg) auf 221 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Schwellenwert liegt bei 180 Mikrogramm. Das aggressive Gas reizt Atemwege und Lunge. Vor Anstrengungen im Freien wird daher gewarnt. Verantwortlich für die in beinahe ganz Europa vorherrschende Wetterlage ist das Hitzeduo aus den Hochs »Bruno« über Südosteuropa und »Claus« über Nordskandinavien.
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Artikel vom 20.07.2006