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Tsunami-Warnung versickert im Land

Japan und Hawaii hatten Indonesien informiert - Panik nach neuem Beben

Jakarta/Pangandaran (dpa). Ein neues Erdbeben hat gestern die Südwestküste der indonesischen Insel Java erschüttert. In Panik flohen die Menschen am Meer vor einem möglichen neuen Tsunami.

International entbrannte zudem die Diskussion über wirskamere Warnungen vor den Todeswellen. Nach dem Tsunami vom Montag, der die Südküste von Java auf 200 Kilometer Länge verwüstete und nach letztem Stand 550 Menschen tötete, hatte der indonesische Forschungsminister Kusmayanto Kadiman eingestanden, mindestens 19 Minuten zuvor Warnhinweise aus Hawaii und Japan erhalten zu haben. Um eine Panik zu vermeiden, seien diese aber nicht an die Bevölkerung weitergegeben worden. Gestern bemühte sich der Minister, seine Aussage zu korrigieren. Der nationale Wetterdienst habe per SMS 400 Regierungsvertreter informiert, und ein Mitarbeiter des Forschungsministeriums habe im Fernsehen vor dem Tsunami gewarnt.
Kritik, der Ausbau des nach der verheerenden Welle von Weihnachten 2004 begonnenen Aufbaus eines umfassenden Tsunami-Warnsystems gehe nicht schnell genut voran, hatte das maßgeblich an der Planung beteiligte Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) bereits gestern zurückgewiesen. Jochen Zschau, Direktor der Abteilung Physik der Erde: »Das System wird aufgebaut, das braucht aber einige Jahre. Im Moment liegen wir voll im Zeitplan.« Wäre es bereits installiert gewesen, hätte es die jüngsten Opfer nicht gegeben, glaubt er. Nach dem Tsunami vom Montag werden noch Hunderte Menschen vermisst. 55 000 Küstenbewohner verloren ihr Hab und Gut.
Die UNESCO bemängelte gestern die Schwächen bei der Warnung vor Tsunamis. Generaldirektor Koichiro Matsuura betonte, die nationalen Regierungen müssten einen Weg finden, die Küstenbewohner schnell zu warnen. In Indonesien gibt es bislang kein System, um die Küstenbewohner zu benachrichtigen. Vor allem zu den verstreut liegenden Fischerdörfern fehlt eine Verbindung.
Als Beweis für das Funktionieren des globalen Frühwarnsystems wertete Matsuura die kurze Zeitspanne, bis die Regierung in Jakarta informiert war. Doch dann versickerte der Alarmruf...

Artikel vom 20.07.2006