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Talanx streicht
1800 Stellen

Gerling-Standort Köln wird erhalten

Hannover/Köln (dpa). Der Talanx-Versicherungskonzern wird nach der Übernahme des Kölner Konkurrenten Gerling 1800 von insgesamt 16 800 Arbeitsplätzen streichen. Das geht aus einer Mitteilung des Vorstands an die Belegschaft über die neue Struktur nach der Fusion hervor, die gestern in Hannover veröffentlicht wurde.

Dabei verlieren im Inland 1500 von 11 000 Beschäftigten ihren bisherigen Job. Verhandlungen über einen Sozialplan seien mit dem Betriebsrat bereits aufgenommen worden. Zu den Standorten teilte Talanx mit, dass Köln und Hannover erhalten bleiben. In Köln werde die Lebensversicherungssparte gebündelt, in Hannover das Industrie- und Sachgeschäft. Der Gerling-Standort in Wiesbaden mit 450 Mitarbeitern werde geschlossen und nach Köln verlagert. Auch die Talanx-Tochter Aspecta in Hamburg mit 420 Arbeitnehmern werde in die Domstadt verlegt.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) begrüßte die Entscheidung. Auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zeigte sich zufrieden. »Die Entscheidung unterstreicht die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität des Versicherungsstandortes Nordrhein-Westfalen.«
Gerling war im Jahr 2002 in die Krise geraten und hatte das gesamte Rückversicherungsgeschäft verkauft. Die drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe Talanx bringt sich mit der Übernahme auch gegen den Marktführer Allianz in Stellung.
Der Vorstand verteidigte die Personalentscheidungen, die nicht - wie in vielen Unternehmen der Branche üblich - in Kostensenkungsprogrammen ihren Grund hätten. Vielmehr gehe es darum, Doppelarbeit zu vermeiden. »Es geht darum, aus zwei Unternehmensgruppen, die sich im deutschen Markt sowie in ihren Geschäftsfeldern und Kundengruppen mehr oder weniger überlappen, effiziente Einheiten zu formen.« Deshalb gebe es im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit keine Alternative für die Entscheidung.
Dabei werde aber mit den Betriebsrat nach Lösungen gesucht, um die Nachteile für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten. Detaillierte Informationen über die Stellenpläne für die einzelnen Konzerneinheiten würden noch erarbeitet. Dabei soll auch ein Konzernarbeitsmarkt für diejenigen eingerichtet werden, die sonst umziehen müssten.
Für Talanx ist die Gerling-Übernahme aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Konzern wolle weiter wachsen, hatte der scheidende Vorstandschef Wolf Baumgartl bei der Bilanz-Pressekonferenz vor einem Monat erläutert. Zwar würden derzeit keine konkreten Gespräche geführt und die liquiden Mittel reichten allenfalls für kleinere Zukäufe. Größere Projekte in Höhe von fünf bis acht Milliarden Euro seien aber mit Hilfe eines Börsenganges vorstellbar.

Artikel vom 20.07.2006