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Wie viel Haus darf's denn sein?

Mehrwertsteuererhöhung und andere »Nebensachen« strapazieren das Budget

Wer baut, der muss sparsam wirtschaften. Hohe Grundstückspreise und Baukosten, gestiegene Zinsen und 2007 die Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent verteuern das Ganze. Deshalb ist es ratsam, systematisch an die Planung heranzugehen.
Hier ein Dachvorsprung, dort ein Balkon oder eine Gaube. Auch der Wintergarten darf nicht fehlen. Das geht ins Geld. Hinzu kommt 2007 die Mehrwertsteuererhöhung. Gut beraten ist, wer sein Haus klug plant - ohne diverse Extras.
»Sparen beginnt im Kopf«, sagt Heinrich-K. Friedemann-Stock, Architekt und Bausachverständiger beim Verband Privater Bauherren (VPB). Viele Häuslebauer wüssten zwar von Beginn an, dass eine noble Wanne ihr Bad zieren soll. Auch mit italienischen Fliesen und Textiltapeten kenne man sich bestens aus - von Bauart, Form und Größe ihres neuen Hauses hätten die angehenden Bauherren dagegen keine Ahnung. »Wer sparen will«, so der Fachmann, »der muss jedoch Schritt für Schritt planen.«
Zunächst stellt sich die Frage nach dem Grundstück: Je kleiner es ist, desto weniger kostet es. Viel Geld sparen lässt sich auch bei der Wahl der Hausform. Wer klare Grundrisse wählt, im Inneren auf massive Wände verzichtet, glatte Fassaden ohne Erker, Vor- und Rücksprünge bevorzugt, wer auf den Wintergarten, eingezogene Balkone und Dachterrassen verzichtet, der schont sein Budget. Und müssen es 150 Quadratmeter Wohnfläche sein? Immerhin schlägt der Kubikmeter umbauter Raum bei einem Einfamilienhaus im Durchschnitt derzeit mit 285 Euro zu Buche.
Viel Geld lässt sich auf dem Dach sparen. Wird anstelle einer Gaube ein Dachflächenfenster montiert, ist damit schon fast die Küchenmöblierung erwirtschaftet. Auch die Dacheindeckung birgt Sparpotenzial: Wählt der Bauherr statt edlen Schiefers traditionelle Falzziegel, verringern sich die Kosten erheblich. Ein Keller ist ebenfalls nicht unbedingt nötig, denn moderne Haustechnik kann in einem kleinen Raum zu ebener Erde oder sogar unter der Dachschräge montiert werden. »Bitte sorgfältig abwägen«, gibt Friedemann-Stock zu bedenken, »nachträglich einbauen lässt sich ein Keller nicht.« Wer sich eine Liste macht und kritisch ans Thema herangeht, der findet an seinem Traumhaus viele Details, die er sich zwar wünscht, aber nicht wirklich benötigt: Braucht und nutzt die Familie die geplante Sauna tatsächlich? Muss für den Küchenboden teurer Marmor herhalten, obwohl Hartgummi- und Holzböden die Gelenke schonen. Kann es statt der Garage vielleicht auch ein Carport sein? Die Liste lässt sich individuell verlängern. »Keinesfalls sparen darf man allerdings an moderner Heiztechnologie und solider Dämmung«, rät der VPB-Sachverständige. Ein zukunftsorientierter Mix aus moderner und konventioneller Heiztechnik sei klug gewählt und mache sich auf lange Sicht bezahlt.

Artikel vom 05.08.2006