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DEKRA-Chef als
Verkehrssünder

Vorfall beim Strohballen-Brand

Von Stefanie Westing
Bielefeld-Brackwede (WB). Bei dem Jaguar-Fahrer, der sich am Sonntag beim Strohballen-Brand in Brackwede-Holtkamp den Anweisungen der Polizei widersetzte und einen Beamten leicht verletzte, handelt es sich um den Leiter der DEKRA-Niederlassung Bielefeld (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungsverein), Horst Siemer. Der 61-jährige gab seine Beteiligung gegenüber dem WESTFALEN-BLATT zu, schilderte die Situation aber anders als die Polizei.

Wie berichtet, hatte die Polizei mitgeteilt, dass der 61 Jahre alte Fahrer eines grünen Jaguar die Anweisungen eines Beamten (45) nicht beachtet habe, als die Brockhagener Straße am Sonntag wegen eines Strohballen-Brandes gesperrt worden war. Der Mann habe die Sperrung ignoriert und sei weitergefahren, wobei er den Polizisten auf die Motorhaube geladen und einige Meter mitgeschleift habe. Dieser Darstellung widerspricht der DEKRA-Chef. Der frühere Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion gab zu, dem Polizisten über den Fuß gefahren zu sein, habe diesen aber weder auf die Motorhaube geladen noch mitgeschleift. Dass er dem 45-Jährigen über den Fuß gefahren sei, tue ihm Leid. Siemer: »Ich habe einen Fehler gemacht, und dafür werde ich die Verantwortung tragen müssen.«
Siemer stellt den Zwischenfall am Sonntag gegen 13.15 Uhr so dar: »Ich war mit meiner Frau und unseren Hunden unterwegs. Wir fuhren auf die Kreuzung zu. Das Auto vor uns hielt an, ein Beamter sprach mit dem Fahrer. Ich wollte nach links abbiegen und hatte mich schon leicht nach links versetzt eingeordnet. Der Beamte kam dann auch zu meinem Wagen. Ich hatte das Fenster an der Fahrerseite heruntergelassen, und der Polizist sagte in einem relativ barschen Tonfall: ÝUmdrehen und zurückfahren!Ü.« Der Beamte habe in Höhe der B-Säule neben seinem Jaguar gestanden und in Richtung der nachfolgenden Autos gesprochen. »Der Wagen vor mir setzte plötzlich zurück. Ich habe gehupt, aber er blieb nicht gleich stehen. Also bin ich vorgefahren, links an dem Wagen vor mir vorbei. Dabei muss ich dem Polizisten über den Fuß gefahren sein, aber das habe ich nicht bemerkt.«
Im Kreuzungsbereich habe er sein Auto gewendet. Der Polizist sei ihm nachgelaufen, habe seine Dienstwaffe gezogen und geschrien: »Anhalten und aussteigen!« Siemer: »Das habe ich dann auch getan. Mein Fehler bestand darin, nicht stehengeblieben zu sein. Ich hätte das Auto vor mir in meinen Wagen fahren lassen sollen, dann wäre vermutlich nur ein kleiner Blechschaden entstanden.« So droht ihm größerer Ärger. Seinen Führerschein musste er abgeben, Anzeigen wurden erstattet. Siemer hat seinen Anwalt eingeschaltet.
Bei dem leicht verletzten Beamten habe er sich bereits entschuldigt: »Er hatte den Schuh ausgezogen und signalisierte, dass die Verletzung nicht so schlimm zu sein schien.«

Artikel vom 19.07.2006