Die 16. Etappe: Landis fällt zurück - Pereiro in Gelb
La Toussuire (dpa). Die Tour de France spielt weiter total verrückt: Andreas Klöden träumt vom Toursieg, während Floyd Landis im Finale der zweiten Alpen-Etappe mit vier brutalen Anstiegen einen totalen Einbruch erlitt, sein Gelbes Trikot verlor und alle Chancen auf seinen ersten Gesamterfolg schon verspielt hat.
Der aus dem Schatten Jan Ullrichs getretene Klöden, der das Zeitfahren am Samstag als großen Trumpf in der Hinterhand hat, nimmt die Favoritenrolle an. Der Gesamtdritte, der 2:29 Minuten hinter dem neuen Spitzenreiter Oscar Pereiro (Spanien) liegt, sagte im Ziel der 16. Etappe in La Toussuire: »Angenommen, es bliebe so, würde ich mir zutrauen, den Rückstand im Zeitfahren nach Le Creusot aufzuholen.« Vor der letzten Alpen-Etappe heute, die in Morzine nicht auf einem Gipfel endet, rückte der T-Mobile-Mann dicht heran an Pereiro und dessen Landsmann Carlos Sastre, von dem ihn nur 39 Sekunden trennen. »Schade, dass meine Kraft heute nicht gereicht hat, Pereiro abzuschütteln«, sagte Klöden, der die neue Rolle seines wegen Doping-Verdachts suspendierten Freundes Jan Ullrich im T-Mobile-Team jetzt in vollem Umfang ausfüllt. Sein Trainer Thomas Schediwie ist zuversichtlich: »Jetzt ist alles möglich, sogar der Gesamt-Triumph.« Größter Profiteur der Ereignisse der 16. Etappe von Bourg d'Oisans nach La Toussuire über 182 Kilometer war neben Pereiro und Sastre Klöden. Er hegt große Hoffnungen auf das 57 Kilometer lange Zeitfahren von Le Creusot. Allerdings ist in dieser Disziplin auch Pereiro nicht außer Acht zu lassen. Der Spanier in Gelb verlor auf Klöden im ersten Kampf gegen die Uhr in Rennes über 52 Kilometer nur 58 Sekunden. »Im Gelben Trikot ist seine Leistung unter einem besonderen Blickwinkel zu beurteilen. Pereiro könnte Flügel bekommen. Aber für Andreas ist jetzt alles möglich. Aber morgen ist ja auch noch ein schwerer Tag in den Alpen«, sagte T-Mobile-Manager Olaf Ludwig. Für Erik Breukink, den Teamchef des Tagessiegers Michael Rasmussen, ist »Klöden jetzt der große Favorit auf den Toursieg«. Landis, den am Schlussanstieg 12 Kilometer vor dem Gipfel der »große Hammer« traf, trudelte erschöpft ins Ziel mit 10:05 Minuten Rückstand auf Rasmussen. Neben dem Tageserfolg sicherte sich der Däne im Alleingang mit 1:41 Minuten Vorsprung vor Sastre auch das Bergtrikot. Nach der Zieldurchfahrt war Landis stocksauer, und verschwand sofort in seinem Wagen. Auf die Frage, ob die Tour für ihn vorbei sei, schlug Landis wortlos die Wagentür zu. »Ich habe schon früh gesehen, dass Floyd zusammenbrechen könnte. Heute habe ich einen wichtigen Schritt getan, um einen Platz auf dem Podium zu bekommen. Wenn wir morgen durchkommen, können wir träumen«, sagte Pereiro, der in Montélimar als Zweiter hinter dem Tagessieger Jens Voigt 29:57 Minuten auf das Hauptfeld mit Landis und Klöden gutgemacht hatte. Insgesamt mussten die Profis gestern über 91 Kilometer bergauf fahren. Unterwegs war bei wieder brütender Hitze mit dem 2646 Meter hohen Galibier der höchste Punkt der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu bezwingen. Heute folgt die letzte Alpenetappe mit weiteren fünf Anstiegen. Das Team Gerolsteiner, in dem der Tour-Debütant Markus Fothen (Kaarst) sein Weißes Trikot für den besten Nachwuchsfahrer verteidigen konnte, musste gestern den Verlust des Bonners David Kopp hinnehmen. Der Rheinländer gab erschöpft auf. Damit hat Gerolsteiner nach dem Ausstieg Beat Zbergs am Dienstag nur noch sieben Fahrer im Rennen.
Tour in Zahlen 16. Etappe, Bourg d'Oisans - La Toussuire (182 km):1. Mickael Rasmussen (Dänemark) - Rabobank 5:36:04 Std.; 2. Carlos Sastre (Spanien) - Team CSC + 1:41 Min.; 3. Oscar Pereiro (Spanien) - Caisse d'Epargne-Illes Balears + 1:54; 4. Cadel Evans (Australien) - Davitamon-Lotto + 1:56; 5. Andreas Klöden (Kreuzlingen/Schweiz) - T-Mobile Team gleiche Zeit; 6. Christophe Moreau (Frankreich) - AG2R Prevoyance + 2:37; 7. Pietro Caucchioli (Italien) - Credit Agricole; 8. Cyril Dessel (Frankreich) - AG2R Prévoyance beide gleiche Zeit; 9. Levi Leipheimer (USA) - Gerolsteiner + 3:24; 10. Haimar Zubeldia (Spanien) - Euskaltel-Euskadi + 3:42; ...17. Markus Fothen (Kaarst- Vorst ) - Gerolsteiner + 8:37; 43. Matthias Kessler (Kreuzlingen/Schweiz) - T-Mobile Team + 25:44; 54. Sebastian Lang (Erfurt) - Gerolsteiner + 35:05; 59. Patrik Sinkewitz (Künzell) - T- Mobile Team gleiche Zeit; 81. Christian Knees (Bornheim) - Team Milram + 44:01; 93. Ralf Grabsch (Hürth) - Team Milram; 98. Bert Grabsch (Bottighofen/Schweiz) - Phonak; 99. Ronny Scholz (Herrenberg) - Gerolsteiner; 107. Jens Voigt (Berlin) - Team CSC; 116. Erik Zabel (Unna) - Team Milram; 120. Fabian Wegmann (Freiburg) - Gerolsteiner; 132. Björn Schröder (Berlin) - Team Milram alle gleiche Zeit; David Kopp (Köln) - Gerolsteiner aufgegeben Gesamtwertung nach 16 Etappen: 1. Oscar Pereiro 74:38:05 Std.; 2. Carlos Sastre + 1:50 Min.; 3. Andreas Klöden + 2:29; 4. Cyril Dessel + 2:43; 5. Cadel Evans + 2:56; 6. Denis Mentschow (Russland) - Rabobank + 3:58; 7. Michael Rogers (Australien) - T-Mobile + 6:47; 8. Christophe Moreau + 7:03; 9. Levi Leipheimer + 7:46; 10. Haimar Zubeldia + 8:06; ...15. Markus Fothen + 15:04; 36. Patrik Sinkewitz + 49:57; 58. Matthias Kessler + 1:22:31 Std.; 63. Jens Voigt + 1:33:53; 64. Fabian Wegmann + 1:36:12; 66. Sebastian Lang + 1:38:34; 82. Björn Schröder + 1:56:37; 83. Erik Zabel + 1:58:51; 101. Ralf Grabsch + 2:14:33; 102. Christian Knees + 2:15:10; 106. Ronny Scholz + 2:16:44; 111. Bert Grabsch + 2:21:27
Drucken