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Arminias idealer zweiter Mann

Ersatzkeeper Marc Ziegler hat die klare Rollenverteilung akzeptiert

Walchsee (WB). Für Marc Ziegler ist es eine Frage der Ehre: »Ich säge nicht am Stuhl von Hain. Matze ist und bleibt die Nummer 1«, stellt der 30-jährige, 1,94 Meter große Torwartriese fest. Marcs Aufgabe in Bielefeld sei es vielmehr, für den Notfall präsent zu sein und sich mit seiner Erfahrung im Team einzubringen, versichert Torwarttrainer Thomas Schlieck.

Die Harmonie zwischen den drei Torleuten ist im Trainingslager gewährleistet. Hain, Ziegler und Nachwuchs-Schlussmann Pascal Formann verstehen sich blendend. »Die Rollen sind verteilt«, hat Schlieck nichts anderes erwartet. Er hat sich für den gebürtigen Saarländer stark gemacht, als Dennis Eilhoff den Wunsch äußerte, endlich spielen zu wollen und an Zweitliga-Aufsteiger TuS Koblenz ausgeliehen wurde.
Obwohl Marc Ziegler erst vor nicht allzu langer Zeit beim Regionalligisten 1. FC Saarbrücken einen Dreijahresvertrag unterschrieben hatte, entsprach der Klub seiner späten Bitte, noch einmal für ein Jahr in Bielefeld Bundesligaluft schnuppern zu dürfen. »Ich bin mit dem Saarbrücker Präsidenten befreundet. Deshalb war es kein Problem, dass ich ebenfalls für ein Jahr ausgeliehen wurde«, freut sich Ziegler auf die neue Herausforderung am Teuto.
Schon einmal stand er beim DSC zwischen den Pfosten. Das war in der Rückserie der Bundesligasaison 1999/2000, als Top-Verdiener Georg Koch aus finanziellen Gründen zum 1. FC Kaiserslautern transferiert wurde. Für ein halbes Jahr wurde Ziegler vom VfB Stuttgart ausgeliehen, kam aber unter Hermann Gerlands Regie nur sechsmal zum Einsatz.
Gern wäre Ziegler geblieben, aber Gerland wollte ihn nicht. Ziegler wechselte in die Türkei zu Bursaspor - ein Fehler. »Ich war froh, dass mich der FC Tirol schließlich verpflichtete.« In der Alpenrepublik wurde Ziegler zweimal österreichischer Meister und stellte beim FC Tirol einen einmaligen Rekord auf. »Ich blieb mehr als 1000 Minuten ohne Gegentor«, erzählt er. Sein Trainer dort hieß übrigens Joachim Löw. 2002 geriet Tirol in finanzielle Schwierigkeiten, Ziegler blieb im Lande und ging zu Austria Wien.
In einem Winter-Trainingslager in der Türkei lernte Ziegler Arminias neuen Torwarttrainer Thomas Schlieck kennen. Bielefeld und Austria Wien wohnten zufällig im gleichen Hotel. »Damals haben wir viel über Übungsformen und Trainingsmethoden gesprochen«, erinnern sich heute beide.
In der Saison 2003/2004 wurde Marc Ziegler wieder ausgeliehen. Für Hannover 96 absolvierte er 30 glanzvolle Partien. »Die 96er wollten mich danach gerne verpflichten. Der Transfer scheiterte aber an der total überhöhten Ablöseforderung der Wiener.« Zum Einsatz kam er anschließend nicht mehr, saß ein Jahr nur auf der Ersatzbank. Bis der Vertrag ausgelaufen war und ihn der 1. FC Saarbrücken verpflichtete.
Mit Ehefrau Ariane und den beiden Söhnen Leon (5) und Liam (3) richtete sich Ziegler in seiner saarländischen Heimat schon auf seinen »Vorruhestand« ein. Im Januar wird das dritte Kind erwartet. Plötzlich erreichte ihn der Anruf von Thomas Schlieck: »Können wir dich für ein Jahr ausleihen?« Den erneuten Ortswechsel hat der Keeper bisher nicht bereut. Sein Urteil nach den ersten Wochen: »Bei Arminia ist vieles professioneller geworden. Und in der jungen Mannschaft steckt sehr viel Substanz.« Das Kompliment erwidert Torwarttrainer Thomas Schlieck gerne: »Marc ist für uns der ideale Ersatzkeeper. Trotz seiner Routine will er immer noch etwas lernen. Das zeichnet ihn als Torwart aus.«

Artikel vom 20.07.2006