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Fachkräfte wandern aus

Raphaels-Werk: Zahl der Anfragen nimmt deutlich zu

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Ostwestfalens Wirtschaft verliert kluge Köpfe ans Ausland. Das Raphaels-Werk in Paderborn, das auswanderungswillige Fachkräfte berät, registriert »deutlich mehr Anfragen«.

Immer mehr hoch- und höchstqualifizerte Männer ziehe es dauerhaft oder zeitlich befristet in die USA, nach Australien oder Kanada, sagte der Leiter der Beratungsstelle, Heribert Krane, gestern dieser Zeitung. Neben dem vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn betriebenen Büro gibt es bundesweit 22 weitere Beratungsstellen des Raphaels-Werkes.
Deren Mitarbeiter klären über Einreisebestimmungen, Aufnahmequoten und Arbeitsmöglichkeiten im Ausland auf. Die EU hat 2006 zum »Europäischen Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer« ernannt. Dass Beschäftigte und Erwerbslose zunehmend bereit sind, sogar ihr Heimatland zu verlassen, kann Heribert Krane bestätigen. Im vergangenen Jahr beriet er 56 Personen. Seit 1954 sei die Zahl der Auswanderer noch nie so hoch gewesen.
Für den Sozialpädagogen (50) steht fest: »Es gibt ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Zahl von Anfragen und der wirtschaftlichen Entwicklung mit der schwindenden Aussicht auf Vollbeschäftigung.« Unter seinen Klienten befinden sich Langzeitarbeitslose, die auf eine Chance jenseits der Grenze hoffen, genauso wie Menschen, die demnächst Hartz IV. beziehen und eine Alternative suchen. Die Mehrheit der Ratsuchenden seien Akademiker und Facharbeiter, erklärte Krane. Sie erhofften sich bessere Karrieremöglichkeiten, mehr Freiheiten und Geld.
»Zielland Nummer eins ist die USA«, sagte Krane. Während es schwer und vor allem langwierig sei, in Amerika einreisen zu dürfen, bemühe sich Kanada sehr um Einwanderer. »Facharbeiter wie Bäcker und Schreiner haben dort gute Chancen«, berichtet der Berater. So biete die kanadische Regierung im Internet (www.cic.gc.ca) einen Schnelltest an, in dem Auswanderungswillige erfahren, was das riesige Land mit dem Ahornblatt von ihnen in puncto Berufs- und Schulausbildung sowie Sprachkenntnissen erwartet.

Artikel vom 19.07.2006