Köln (WB/ef). In Deutschland sind so viele Stellen unbesetzt wie sonst nirgendwo in Europa - und das trotz hoher Arbeitslosigkeit. Das hat jetzt das Institut der deutschen Wirtschaft (iwd) mit Sitz in Köln festgestellt.
»Offenbar gelingt es hierzulande nur unvollkommen, Jobsuchende und Jobanbieter zusammenzubringen«, lautet die Schlussfolgerung des iwd. Dabei rolle der Aufschwung keineswegs am Arbeitsmarkt vorbei. Im Monat Mai hatte die Bundesagentur für Arbeit dem iwd zufolge mehr als 560 000 Stellenangebote in ihren Computern. Das seien 120 000 mehr als noch vor einem Jahr gewesen. Nur bei 160 000 Offerten habe es sich um Ein-Euro-Jobs oder andere von der Arbeitsagentur geförderte Maßnahmen gehandelt. Die Zahl der echten Stellengebote betrage mithin 400 000 - ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent. Dabei werde den Arbeitsagenturen nur knapp jeder dritte freie Arbeitsplatz überhaupt gemeldet. Gegenwärtig seien etwa 1,3 Millionen Stellen unbesetzt. Anders ausgedrückt: In Deutschland sind 3,2 Prozent aller Stellen unbesetzt, danach folgen mit einigem Abstand die Niederlande mit 2,3 Prozent vakanter Stellen. Auch die jüngste Entwicklung sei viel versprechend: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sei den Job-Centern fast eine Million neue Stellen gemeldet worden, zwei Millionen Arbeitsplätze seien anderswo angeboten worden -Êzum Beispiel per Annonce in Tageszeitungen oder im Internet. Gleichzeitig hätten drei Millionen Arbeitslose bei den Arbeitsagenturen erstmalig vorgesprochen. »Rein rechnerisch sind Angebot und Nachfrage damit zumindest bei den Neuzugängen ausgeglichen«, stellt das Kölner Institut weiterhin fest. Trotzdem gelinge es nur sehr zögerlich, die Arbeitslosen auf die freien Stellen zu vermitteln - etwa weil die Jobsucher oft nicht bereit seien umzuziehen. Insbesondere Ältere, die sich schon auf die Rente vorbereiteten, wollten nicht anderswo noch einmal von vorne anfangen. Aber auch Langzeitarbeitslose, die vom Staat recht großzügig alimentiert werden, seien nicht zu großen Konzessionen bereit - zumal sie vom Job-Center meist in Ruhe gelassen werden. In vielen europäischen Ländern ist das anders, betont das iwd. In Großbritannien zum Beispiel seien prozentual weniger Stellen vakant, weil die Vermittlung besser klappt und Arbeitslose mobiler sind.
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