19.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Steinerner Steinadler spurlos verschwunden

Unbekannte stahlen 200 Kilogramm schwere Skulptur vom Gelände der Firma Werning

Heepen (WB/mzh). Können Steinadler fliegen? Selbstverständlich. Es sei denn, der stolze Vogel ist aus Stein. Trotzdem ist er fort - in der Nacht zu Montag spurlos verschwunden.

»Als mein Bruder Maik am Montagmorgen das Atelier aufschloss, bemerkte er, dass der Adler fehlte«, berichtet Axel Werning, dessen Vater Heinz den Steinmetzbetrieb Werning an der Vogteistraße führt. »Das kann kein Bubenstück gewesen sein - immerhin hatte der Adler eine Flügelspannweite von fast einem Meter. Die ganze Skulptur wog mindestens 200 Kilo.«
Der Raubvogel, kunstvoll aus naturfarbenem (in diesem Fall graublauem) Kalkstein gehauen und geschliffen, stand seit sechs Jahren gut sichtbar auf der Ausstellungsfläche. Die Firma Werning ist zu 95 Prozent im Grabmalgeschäft tätig - die figürliche Darstellung auf ihrem weißen Sockel fiel also ins Auge. »Leider konnte jeder leicht an den Adler heran, weil die Schaufläche ja eigens für Kunden gedacht ist«, sagt Axel Werning traurig. »Ich habe wenig Hoffnung, dass das schöne Stück jemals wieder auftaucht.«
Interessenten gab es in Hülle und Fülle in jenen sechs Jahren. »Aber der Preis von gut 4000 Euro hat alle potentiellen Käufer abgeschreckt.« Immerhin war der gewaltigen Vogel ein Unikat aus einer deutschen Werkstatt - sein künftiger, unrechtmäßiger, Besitzer kann ihn also kaum jemals offen in seinem Garten präsentieren, sondern wird ihn verstecken müssen, was doppelt schade ist.
»Natürlich haben wir sofort bei Steinmetzkollegen in der Umgebung angerufen, ob ihnen das Diebesstück angeboten wurde, aber die Nachfrage blieb leider ergebnislos.« Als Steinbildhauer legt Axel Werning großen Wert auf die Feststellung, dass die »übergekitteten Rissstellen«, von denen in der Polizeimeldung die Rede ist, am Ansatz der Flügel keineswegs Beschädigungen seien: »Manche Steinsorten haben von Natur aus eine rissige Struktur. Entsprechende Stellen werden abgespachtelt, um Feuchtigkeit fernzuhalten.« Der Steinadler sei eine fehlerlose Arbeit von großer Schönheit gewesen, »fast ein Kunstwerk.«

Artikel vom 19.07.2006