20.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Räuber bedrohen Forschung

600 Hobbygräber mit Metallsuchgeräten unterwegs

Wolfgang Kirsch (l.) lässt sich von dem Archäologen Dr. Daniel Berenger eine Metallsonde erklären. Foto: Freigang
Münster (WB). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) setzt sich für einen Metallsonden-Führerschein als Schutz vor Raubgräbern ein. »Raubgräber machen sich immer wieder gerade im Sommer mit Metallsonden auf die Suche nach alten Münzen oder wertvollen historischen Schmuckstücken und verkaufen sie zum Teil sogar im Internet. Sie schaden damit der Archäologie«, warnte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch in Münster.
Nach Schätzungen des LWL gibt es allein in Westfalen-Lippe mehr als 600 Sondengänger. Kirsch: »Die Käufer von Sonden sollten erfasst werden, damit wir sie erreichen können. Denn wir wollen sie überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten.« Er werde dem Landesbauminister deshalb den Metallsonden-Führerscheins vorschlagen.
Die LWL-Archäologen brauchten sowohl den Fund als auch die genaue Fundsituation. »In welcher Erdschicht steckt etwas, welche anderen Funde waren dort, wie lag eine Münze? Das sind für unsere 40 Archäologen wichtige Fragen, um die westfälische Geschichte zu erforschen«, sagte Kirsch. Diese Befunde würden den Wissenschaftlern wertvolle Hinweise geben, die durch unprofessionelle Raubgräber zerstört würden. Kirsch: »Selbst manche Hobby-Forscher mit den besten Absichten schaden durch ihren Eifer mehr als dass sie nützen. Sie verdunkeln unseren Zugang zur Geschichte.« Viele Menschen wüssten überhaupt nicht, dass eine Grabung in jedem Fall genehmigt werden müsse.

Artikel vom 20.07.2006