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Israel richtet Pufferzone ein

Sechster Tag der Libanon-Offensive - EU setzt auf UN-Vermittlung

Beirut (dpa). Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten haben sich gestern verschärft. Beim fortgesetzten Raketenbeschuss griff das israelische Militär am sechsten Tag seiner Libanon-Offensive den Hafen von Beirut, eine Hisbollah-Kommandozentrale in Baalbek sowie verstärkt libanesische Militäreinrichtungen an.

Nach den Worten seines Verteidigungsministers Amir Perez will Israel nun im Südlibanon eine »Sicherheitszone« einrichten, um so weitere Katjuscha-Angriffe der Hisbollah zu unterbinden. Die israelischen Streitkräfte würden die Milizen künftig davon abhalten, in diese Pufferzone einzurücken, erklärte Perez bei einem Besuch in der häufig beschossenen Stadt Nahariya, der Patenstadt von Bielefeld.
Die EU-Spitze setzt auf die UN-Vermittlung. »Worauf es jetzt ankommt, ist, dass aus diesem Konflikt kein Flächenbrand wird«, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor einem Treffen der EU-Außenminister. Die UN-Vermittler zeigten sich nach ersten Kontakten auf libanesischer Seite zuversichtlich. Die geplante neue Friedenstruppe der Vereinten Nationen für den Süd-Libanon soll 8000 Mann stark sein.
Die Zahl der Opfer auf libanesischer Seite stieg nach Angaben der Behörden auf mindestens 170. Die Hisbollah-Miliz feuerte derweil erneut eine Serie von Katjuscha-Raketen auf Städte und Siedlungen im Norden Israels ab. Bei einem Treffer in der Hafenstadt Haifa stürzte ein dreistöckiges Haus ein, mindestens zwei Menschen wurden verletzt.
Auch der internationale Flughafen von Beirut, zwei Tankstellen und zivile Einrichtungen der radikal-islamischen Hisbollah-Bewegung, darunter eine Schule, wurden beschossen. Nach Angaben der libanesischen Armee trafen israelische Kampfflieger über Nacht mindestens 60 Ziele.
Beim schwersten Angriff der Nacht starben sieben libanesische Soldaten in einer Basis des Militärgeheimdienstes in Abde bei Tripoli. Zehn weitere erlitten Verletzungen. Nach israelischen Medienberichten ist die Luftwaffe bestrebt, alle Militärradars an der libanesischen Küste auszuschalten, mit deren Hilfe die an der Seeblockade des Libanon beteiligten israelischen Kriegsschiffe beschossen werden könnten.
Die Hisbollah-Miliz feuerte gestern erneut Katjuscha-Raketen auf Städte und Siedlungen im Norden Israels ab. Unter anderen wurden Haifa und Akko an der Küste sowie Carmiel im Landesinneren getroffen. Mehrere Zivilisten wurden verletzt. In der Nacht zuvor war eine Rakete in Afula, 50 Kilometer südlich der libanesischen Grenze, eingeschlagen. Es war der bislang am weitesten reichende Raketenschlag der schiitisch-libanesischen Miliz.
In den Palästinensergebieten wurden bei neuen gewaltsamen Zusammenstößen gestern ein israelischer Armeeangehöriger und drei Palästinenser getötet.
In Jerusalem verhinderten israelische Sicherheitskräfte einen von einem Palästinenser geplanten Selbstmordanschlag im Stadtzentrum. Der 25-Jährige aus dem Westjordanland fiel bei einer Sicherheitskontrolle am Jaffa-Tor beim Eingang zur Altstadt auf. In seinem Rucksack fanden die Polizisten fünf Kilogramm Sprengstoff. Seite 4: Hintergrund

Artikel vom 18.07.2006