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Nahariya beklagt vier Tote
und 100 zerstörte Häuser

Galia Mor beschreibt Leben in Bielefelds Partnerstadt

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld/Nahariya (WB). Vier Todesopfer hat der Raketenbeschuss in Nahariya, Bielefelds israelischer Partnerstadt, bereits gefordert, mehr als 50 Menschen wurden verletzt. Diese Information schickte gestern Galia Mor, im Rathaus für Nahariya unter anderem für die Städtepartnerschaft zuständig, an das WESTFALEN-BLATT.

Sie schickte ebenfalls einige Fotos, die ihre Stadt zeigen: menschenleere Straßen, Hausfassaden mit Katjuscha-Treffern. Nahariya wirkt wie ausgestorben, weil ein Teil der Einwohner die Stadt verlassen hat, andere in den Schutzräumen ausharren. Galia Mor schreibt, dass seit letzter Woche bereits wieder zwischen 60 und 65 Raketen auf Nahariya von jenseits der libanesischen Grenze abgeschossen worden seien, dass zwischen 80 und 100 Häuser Beschädigungen davon getragen haben.
Galia Mor: »Vier Menschen aus unserer Stadt sind tot. Das erste Opfer war eine Frau, eine Einwanderin aus Argentinien, die auf ihrem Balkon stand, um die Durchsagen mit Verhaltenshinweisen zu hören, als sie direkt von einer Katjuscha getroffen wurde. Eine Großmutter und ihr Enkel waren auf dem Weg in ein Dorf, um sich in Sicherheit zu bringen und wurden direkt getroffen. Am Sonntag beim Angriff auf Haifa wurde ein weiterer Einwohner von Nahariya tödlich verletzt.« Die Hoffnung darauf, dass bald wieder Frieden oder doch zumindest Waffenruhe einkehrt, hat Galia Mor noch nicht aufgegeben. Sie schreibt: »Ich hoffe, das hier sind die letzten schlechten Nachrichten aus Nahariya.«
Seit Mittwoch vergangener Woche wird Nahariya, das nur zehn Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt liegt, beschossen. In den letzten Jahren haben Hisbollah-Milizionäre sporadisch Raketen auf die 1935 von jüdischen Emigranten aus Deutschland gegründete Küstenstadt abgeschossen. »So etwas wie jetzt haben wir aber noch nie erlebt,« sagt Avi Galon (48). Die Menschen versuchten, aus der Gefahrenzone heraus zu kommen. Viele Geschäfte, und Büros bleiben geschlossen - die Menschen wagen es nicht, zur Arbeit zu kommen, oder sie schaffen es nicht, weil die Stadt abgeriegelt ist.
Erst vor wenigen Jahren, nachdem sich die die politische Lage im Nahen Osten entspannt hatte, waren wechselseitige Besuche offizieller Delegationen aus Bielefeld und Nahariya wieder aufgenommen worden. Zuletzt war eine Delegation zum 70-jährigen Stadtjubiläum in Nahariya (2005), im Herbst wird eine Schülergruppe erwartet.

Artikel vom 18.07.2006