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Nachwahlkampf in Mexiko

Linksdrift erreicht US-Grenze


Dass ein knappes Wahlergebnis angezweifelt wird, ist keine mexikanische Spezialität. Der Vorwurf der Fälschung ist schnell erhoben. Manchmal zu Recht - wie in der Ukraine. Doch meist setzt sich der Sieger durch, auch wenn er -Êwie George W. Bush gegen Alan Gore (USA) und Silvio Berlusconi gegen Romano Prodi (Italien) -Ênur einen minimalen Vorsprung einfuhr.
Genau so sollte es in Mexiko laufen, auch wenn den dortigen Sieger Felipe Calderón nur 0,58 Prozentpunkte von Andrés Manuel López Obrador trennen. Wahlbeobachter sagen eindeutig: keine Wahlfälschung. Und die »Beweise«, mit denen der Linkspopulist Obrador das Gegenteil belegen will, sind mehr als dürftig.
Doch das 105-Millionen-Einwohner-Land ist eine junge Demokratie. Erst der noch amtierende Präsident Vicente Fox hat die 71-jährige Diktatur der korrupten Partei der institutionalisierten Revolution PRI beendet.
Obrador schwimmt auf einer Linksdrift, die in Südamerika schon Brasilien, Uruguay, Argentinien, Venezuela, Bolivien und Peru erfasst hat. Wirbelstürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche sind in Mexiko nicht selten. Die jüngsten Demonstrationen, an denen sich eine Million Menschen beteiligten, beenden eine Ruhe, von der die Wirtschaft sehr profitierte. Bernhard Hertlein

Artikel vom 18.07.2006