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Klinikkandidat
setzt sich durch

Patientenschützer: »Eine Frechheit«

Von Dietmar Kemper
Höxter (WB). Der Deutsche Patientenschutzbund mit Sitz in Dormagen wirft dem Kreistag Höxter Benachteiligung vor. Schutzbund-Vertreter Bernhard Gerdemann erhielt in der Sitzung vom 22. Juni keinen Platz in der Kommunalen Gesundheits- und Pflegekonferenz.
Antonius Rüsenberg: Setze mich für alle Patienten im Kreis Höxter ein.

Stattdessen sprachen sich die Politiker für den vom katholischen Krankenhausverbund Weser-Egge vorgeschlagenen Kandidaten aus. »Das ist eine Frechheit«, ärgert sich die Vorsitzende des Deutschen Patientenschutzbundes, Gisela Bartz, und fragt: »Kann ein Kandidat der Krankenhausleitung die Interessen der Patienten überhaupt unabhängig wahrnehmen?« In den kommunalen Gesundheits- und Pflegekonferenzen treffen sich Vertreter der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und des Patientenschutzes, um Fragen der Gesundheitsversorgung zu beraten und dem Kreistag Vorschläge zu machen.
Der Klinikverbund Weser-Egge hatte den langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten und ehrenamtlichen Leiter der hauseigenen Patientenbeschwerdestelle, Antonius Rüsenberg aus Steinheim, ins Rennen geschickt. Leer ging dessen Mitbewerber Karl-Heinz Gerdemann aus. Dem Gymnasiallehrer für Mathe und Physik aus Höxter gibt der Zeitpunkt der Initiative der St. Ansgar und St. Rochus Kliniken in Höxter und Steinheim zu denken: »Der Antrag erfolgte im März, nur zwei Monate, nachdem wir uns schriftlich um einen Platz als Patientenbeauftragter bemüht hatten.« Obwohl diese Stelle »im Kreis Höxter seit 1999 nicht besetzt war«, seien plötzlich zwei Bewerber gleichzeitig aufgetaucht. Gerdemann mutmaßt: »Man will uns raushalten. Die Krankenhäuser haben Angst, dass ein unabhängiger Patientenvertreter unbequem wird.«
Dass der Patientenschutzbund im Kreis Höxter nicht mitreden darf, ärgert ihn noch aus einem anderen Grund. »Der Kreistag hätte zwei Plätze für Patientenvertreter vergeben können«, betont Gerdemann. »Die Kommunalpolitiker waren am 22. Juni einstimmig der Meinung, dass einer reicht«, erinnert sich Kreisdirektor Ulrich Conradi an die entscheidende Sitzung.
Obwohl er von der Klinik-Holding vorgeschlagen worden sei, sieht sich Antonius Rüsenberg keineswegs als deren verlängerter Arm mit Pflicht zum Schmusekurs gegenüber den Verantwortlichen. Er fühle sich als »Patientenfürsprecher«, sagte er und ergänzte: »Ich kann mich schon durchsetzen.« Seit Juni 2003 kümmert sich Rüsenberg im St. Rochus Krankenhaus in Steinheim um die Belange der Patienten. Paragraph 5 des Krankenhausgesetzes NRW lege fest, dass Patientenbeschwerdestellen mit ehrenamtlich tätigen Personen besetzt werden und nicht den Weisungen des Krankenhausträgers unterliegen, betont er.

Artikel vom 19.07.2006