19.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Arminias »Sechser«
im Transfer-Lotto

Thorben Marx will die Freude am Fußball wiederfinden

Walchsee (WB). Auf den ersten Blick ist er ein echter Berliner Junge. Das Fußball-ABC erlernte Thorben Marx in den Nachwuchsklassen von Stern Marienfelde und Hertha Zehlendorf.

In seinem ersten A-Juniorenjahr wechselte er als 17-Jähriger zu Hertha BSC und gehörte schon wenig später dem Bundesligakader der Berliner Fußball-Dame an. Eine Bilderbuchkarriere schien sich anzubahnen, zumal der heute 25-Jährige alle Junioren-Nationalmannschaften, von der U 15 bis zur U 21, regelmäßig durchlief.
»So an die 30 Länderspiele habe ich bestimmt absolviert. Die genaue Zahl kann ich nicht mal sagen«, blickt der 1,82 Meter große »Abräumer von der Abwehr« zwar gern vor diese Zeit zurück, macht aber gleichzeitig wenig Aufhebens von seiner sportlichen Vergangenheit beim DFB. Zuletzt gab es ein paar Einsätze im sogenannten WM-Perspektivteam. Seitdem diese Nachwuchstruppe zu den Akten gelegt wurde, hat Thorben Marx auch nichts mehr vom Deutschen Fußballbund gehört.
Stiller wurde es um ihn auch in der Bundesliga. 79 Mal trug er zwar das Trikot von Hertha BSC, doch in der letzen Spielzeit setzte ihn Trainer Falko Götz nur achtmal in der Liga und dreimal im UEFA-Cup ein. Der bisherige Stammspieler Marx zeigte dafür kein Verständnis und äußerte dies auch einmal verbal in der Öffentlichkeit. Coach Götz nahm ihm das offensichtlich übel, lobte ihn zwar jedesmal hoch, wenn er ihn aus Personalnot brauchte, ließ den »Sechser vor der Abwehr« aber ebenso schnell wieder fallen, wenn der Kader komplett war.
»Dabei habe ich kontinuierlich gut trainiert und auch meine Leistung abgerufen«, weiß der Junggeselle bis heute nicht, warum er beim Trainer in Ungnade gefallen war. »Nach dieser unbefriedigenden Saison wollte ich nur noch aus Berlin weg«, nennt Marx den Grund, warum Berater Jörg Neubauer ihn Arminia anbot. Nach einem intensiven Gespräch mit Thomas von Heesen stand für ihn schnell fest: »Meine neue Adresse kann nur Bielefeld sein.«
Thorben Marx hätte keineswegs in Ostwestfalen einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass dieses Team auch in der neuen Saison den Klassenerhalt schafft. Und er erinnert sich an das Hinspiel in Bielefeld im Oktober letzten Jahres. »Ich saß bei Hertha wieder mal nur auf der Bank. Wir haben 0:3 verloren und Arminia hat einen super Fußball gespielt.«
Nach seinen ersten vier Trainingswochen in der neuen Umgebung ist der Profi, der seine Ausbildung zum Büro-Kaufmann nach dem ersten Lehrjahr abbrach um im Fußball Karriere zu machen, von der Richtigkeit seines Vereinswechsels überzeugt. »Bei Arminia ist alles viel familiärer. Von den Kollegen bin ich hervorragend aufgenommen worden. Ich genieße jeden Tag und bin sicher, dass ich schnell die Freude am Fußball wiederfinde.«
Auch Thomas von Heesen lobt seinen Neuen: »Thorben ist ein guter Junge. Er verfügt über einen Schuss wie ein Pferd, zeigt großes Spielverständnis, ist extrem torgefährlich und ist bei mir mit Sicherheit gesetzt.«
Marx hört diese Zusage gern: »Ich will endlich wieder spielen, sonst wäre ich wohl nicht nach Bielefeld gekommen.« Mit seiner Freundin Jessica hat er inzwischen ein Haus in Gütersloh gemietet. »Wir fühlen uns wohl und haben unsere Ruhe.« Schmunzelnd gibt er zu: »Eigentlich bin ich ein sehr ruhiger Mensch und deshalb wohl doch kein typischer Berliner.«

Artikel vom 19.07.2006