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Schulabbrecher gibt sich mit Erfolg als Fürst aus


Düsseldorf (dpa). Monatelang soll er als eine moderne Version des Hochstaplers Felix Krull in Düsseldorf die »besseren Kreise« genarrt haben, nun muss er vor Gericht: In dieser Woche wird einem 21-jährigen Hochstapler am Amtsgericht Düsseldorf der Prozess gemacht - wegen 387 Betrügereien und Diebstählen. Als »Fürst zu Sayn-Wittgenstein zu Berleburg« soll er nach Polizeiangaben mehr als 100 000 Euro Schaden verursacht haben. Der Schulabbrecher hatte sich als »Durchlaucht« anreden lassen, ohne Ausweis Konten eröffnet und im Frack in Nobelhotels diniert. Auch renommierte Bankhäuser hatten sich von Habitus und Adelstitel blenden lassen, hatten die Ermittler nach der Festnahme berichtet. Der vorbestrafte Angeklagte ist geständig, will sich aber nicht an alle Taten erinnern können.
Weiße Anzüge mit Einstecktuch, teures Parfüm, handgenähte Schuhe und eine Chauffeurin: In nur zwei Monaten soll es der mittellose Hochstapler zu zwei luxuriös eingerichteten Wohnungen gebracht haben - Plasma-Fernseher inklusive. »Seine Durchlaucht« habe Luxuskarossen zur Probe gefahren und sich bei einem Juwelier Siegelringe des Fürstenhauses bestellt, berichtete die Polizei. In Fünf-Sterne-Hotels habe er Partys arrangiert.Eine schlagende Burschenschaft stellte dem jungen »Fürsten« eine Wohnung zur Verfügung gestellt, via Internet soll er sich dann Zugang zu den gutbetuchten Kreisen der Landeshauptstadt erschlichen haben. Mehreren Geschädigten war das offenkundig peinlich: Sie verzichteten ausdrücklich auf eine Strafanzeige.
Der Mann ist als Urkundenfälscher vorbestraft und stammt aus Niedersachsen.

Artikel vom 17.07.2006